Der entblätterte blaue Gemeinderat

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Seit ges­tern gibt es den Gerald Hra­ball nicht mehr. Auf Face­book. Als Mit­glied der FPÖ. Am Abend des 11.Mai ver­kün­de­te die FPÖ Nie­der­ös­ter­reich in einer Pres­se­aus­sendung, dass der Glogg­nit­zer Gemein­de­rat aus der FPÖ aus­tre­te. Und das war’s schon? Seit heu­te gibt es ihn auch als Gemein­de­rat nicht mehr, wie die NÖN online berich­tet. Noch ges­tern Nach­mit­tag hat­te die FPÖ NÖ ver­sucht zu kalmieren.


Die Äuße­rung über die Mittelmeer-Flüchtlinge

Chris­ti­an Hafenecker, Lan­des­par­tei­se­kre­tär der FPÖ NÖ, hat­te noch gegen­über dem Abend­jour­nal des ORF (11.5.2015) davon gespro­chen, dass „die Wort­klau­be­rei (…) ner­vig“ sei, man sol­le die „Kir­che im Dorf“ las­sen. Die­se Ein­schät­zung hat sich dann blitz­ar­tig geän­dert, denn um rund 20 Uhr, nach einem Gespräch des FPÖ Lan­des­par­tei­ob­manns Wal­ter Rosen­kranz mit dem Gemein­de­rat, wur­de dann in der Pres­se­aus­sendung der FPÖ NÖ ver­kün­det, dass der Gemein­de­rat die Kon­se­quen­zen zie­he und aus der FPÖ aus­tre­te. Nach den „mehr als unglück­li­chen Aus­sa­gen“ des Man­da­tars über die Flücht­lin­ge sei­en noch wei­te­re „inak­zep­ta­ble Akti­vi­tä­ten“ bekannt gewor­den, hieß es in der Aus­sendung wei­ter. Und dann die „Schwamm drü­ber“-Ges­te: „Für uns die­se Ange­le­gen­heit somit erle­digt“, erklär­te der­sel­be Lan­des­par­tei­se­kre­tär, der noch kurz zuvor nur ner­vi­ge Wort­klau­be­rei­en sehen wollte.

Was die FPÖ bis zum Abend nicht sehen woll­te, sahen ande­re sofort: Maut­hau­sen-Komi­tee, Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de, SPÖ, ÖVP und Grü­ne pro­tes­tier­ten gegen den Glogg­nit­zer FPÖ-Gemein­de­rat, for­der­ten des­sen Rück­tritt, zumin­dest eine Distan­zie­rung oder zeig­ten ihn an. Denn die Äuße­rung über die Mit­tel­meer-Flücht­lin­ge, die Hra­ball als „wert­lo­ses Men­schen­ma­te­ri­al“ bezeich­net hat­te, war bei wei­tem nicht die ein­zi­ge uner­träg­li­che und mög­li­cher­wei­se straf­ba­re. Hans Rauscher hat in sei­ner Kolum­ne „Ein­ser­kastl“ im „Stan­dard“ unter dem Titel „Klei­ne Begriffs­kun­de“ eine Zusam­men­fas­sung und Beur­tei­lung jener Begrif­fe vor­ge­nom­men, die bei Hra­ball in des­sen Face­book-Pos­tings vor­ge­kom­men sind: „Es gibt Begrif­fe, die rie­chen schon von wei­tem recht eindeutig.“

Dem Blog ‚Thin­kout­sidey­our­box‘ ist ges­tern auf­ge­fal­len, dass der Gemein­de­rat auch gegen Homo­se­xu­el­le gehetzt, Homo­se­xua­li­tät als „Per­ver­si­on“ und Bericht und Foto von einer sym­bo­li­schen Hoch­zeit von Schwu­len auf Kuba (wo Homo­se­xua­li­tät dis­kri­mi­niert wird) als „Glo­ri­fi­zie­rung von Abar­tig­kei­ten“ bezeich­net hatte.


Het­ze gegen Schwule

Die erdrü­cken­de Fül­le von het­ze­ri­schen und/oder ras­sis­ti­schen Kom­men­ta­ren, die Hra­ball in den letz­ten Mona­ten gepos­tet hat, konn­ten wir ges­tern nur in Ansät­zen doku­men­tie­ren. Für die Fest­stel­lung der FPÖ NÖ, dass es offen­sicht­lich noch wei­te­re inak­zep­ta­ble Akti­vi­tä­ten Hra­balls gege­ben habe, bzw. für den Aus­tritt hat es gereicht – auch wenn eini­ge die­ser Akti­vi­tä­ten schon län­ger bekannt waren.

Hier noch eini­ge wei­te­re Hraball-Postings:


Het­ze gegen Flüchtlinge
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Düm­mer geht’s nimmer
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Brau­nes Dresden-Gedenken
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Het­ze gegen Juden­tum und Islam
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Nazi-Pro­pa­gan­da