Pegida definiert Nazi neu

Pegi­da Wien hat für den 19. April eine zwei­te Wie­ner Kund­ge­bung ange­kün­digt. Nähe­re Details sind noch offen. Es bleibt daher vor­erst auch noch unklar, ob Ewald Stad­ler (vor­mals FPÖ, dann BZÖ, jetzt REKOS), der zumin­dest noch vor einem Monat der neue Held von Pegi­da Wien war, als Red­ner auf­ge­bo­ten wird. Die Offen­si­ve gegen Rechts hat […]

10. Apr 2015

Der Anlauf zur zwei­ten Pegi­da-Kund­ge­bung in Wien beginnt schon viel­ver­spre­chend: Auf diver­sen Pegi­da-Sei­ten erklärt „Pegi­da in Öster­reich“ den „sehr geehr­ten Pres­se­ver­tre­te­rIn­nen“, dass „unser ehe­ma­li­ges Back­of­fice, in Form von Hr. Mar­kus G., (…) abso­lut kei­ne Befug­nis (hat), im Namen der Pegi­da in Öster­reich zu spre­chen. Des wei­te­ren wird klar­ge­stellt, dass die­se Per­son in kei­ner Funk­ti­on für Pegi­da in Öster­reich tätig ist.“

An die­ser Erklä­rung ist meh­rer­lei bemer­kens­wert: zum einen die Anre­de der Pres­se, die bei den meis­ten ande­ren Gele­gen­hei­ten als „Lügen­pres­se“ titu­liert wird. Nein, nicht nur das „sehr geehr­te“, son­dern das Binnen‑I. Bra­vo, Pegi­da! Wäh­rend auf der Pegi­da-Home­page noch gegen den „Gen­der­wahn“ gewet­tert wird, wird der „Wahn“ auf der Face­book-Sei­te von Pegi­da Wien Wirk­lich­keit. Dass jetzt auch noch der Mar­kus G. ziem­lich unele­gant abser­viert wird, nach­dem schon vor zwei Mona­ten sein „Frontof­fice“ in der Per­son von Georg Imma­nu­el Nagel in die Wüs­te geschickt wur­de, ist ein biss­chen fies, aber logisch.

Schließ­lich hat der bereits abser­vier­te Nagel Ende März von einer Spalt­ak­ti­on gespro­chen, als die Grün­dung einer Pegi­da-Par­tei ange­kün­digt wur­de. Mitt­ler­wei­le gibt’s neben der ange­kün­dig­ten Pegi­da-Par­tei jeden­falls einen Ver­ein. Der heißt „Pegi­da Öster­reich – Ver­ein zur För­de­rung von Bür­ger­be­tei­li­gung, Rechts­staat­lich­keit und Hei­mat­lie­be“, hat sei­nen Sitz in Moos­burg (Kärn­ten) und zwei Ver­eins­grün­der: Andre­as und Mar­kus G.. So löst sich die kryp­ti­sche Bemer­kung über Mar­kus G., der angeb­lich abso­lut kei­ne Befug­nis hat, für Pegi­da in Öster­reich zu spre­chen, auf: Es gibt eine Spal­tung in einen Ver­ein „Pegi­da Öster­reich“ und in eine ange­kün­dig­te Par­tei, die eigent­lich kei­ne Par­tei sein will und sich „Pegi­da in Öster­reich“ nennt.

Und damit das Cha­os bzw. die Spal­tung kom­plett ist: Neben den meis­ten Län­der-Pegi­das, die sich offen­sicht­lich nicht klar für eine der bei­den Sei­ten aus­ge­spro­chen haben, gibt es mitt­ler­wei­le auch Lan­des­haupt­städ­te-Pegi­das, die – wie­der ein­mal – ein neu­es Posi­ti­ons­pa­pier von „Pegi­da in Öster­reich“ unter­zeich­nen durf­ten. Da ste­hen so merk­wür­di­ge Sachen drin­nen wie, dass Pegi­da nichts „gegen hier leben­de, säku­lar reli­giö­se und gemä­ßig­te, sich inte­grie­ren­de Mus­li­me“ habe, aber gegen die „Isla­mi­sie­rung in Euro­pa“ sei. Da hät­ten wir natür­lich ger­ne gewusst, was Pegi­da unter „säku­lar reli­giö­sen” Mus­li­men ver­steht, aber noch mehr, war­um Pegi­da dar­über jubelt, wenn Ango­la den Islam, aber auch rund 200 ande­re Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten ver­bie­tet und das als vor­bild­lich sieht?


Was macht Pegi­da eigent­lich sonst noch in den lan­gen Inter­val­len zwi­schen den Kund­ge­bun­gen? Nach­den­ken über Nazis? Das wäre eigent­lich drin­gend not­wen­dig ange­sichts der Tat­sa­che, dass bei den Pegi­da-Kund­ge­bun­gen immer wie­der ein beträcht­li­cher Anteil an Neo­na­zis mit­mar­schiert und trotz Ver­bot in der „Haus­ord­nung” auch ger­ne die Hand zum ein­schlä­gi­gen Gruß hebt. Wie ein Pos­ting von Pegi­da Graz zeigt, hat man sich zumin­dest dort mit der Beschimp­fung als Nazi abge­fun­den und trägt sie stolz vor sich her. Beson­ders sprach­be­gab­te Pegi­da-Nazis bemü­hen sich in der Tra­di­ti­on eines frü­he­ren FPÖ-Man­da­tars sogar dar­um, das Wort Nazi neu zu buch­sta­bie­ren: „Nicht anpass­bar zur Isla­mi­sie­rung“ kommt dabei her­aus. Es gibt sie wirk­lich, die Pegi­da-Nazis! In die­sem, von Pegi­da selbst defi­nier­ten Kon­text, ist es sicher auch kein Zufall, dass die neue Pegi­da-Kund­ge­bung am Tag vor Hit­lers Geburts­tag statt­fin­den soll.


Verwandte Beiträge