Pegida Wien: Ein Gesicht für die Versteckten

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Pegi­da Öster­reich geizt nicht zufäl­lig mit Infor­ma­tio­nen, wer hin­ter der oder für die Trup­pe steht, die sich zwar als Bewe­gung ver­steht, aber bis­her nicht bewegt, son­dern ver­steckt hat. Wenn Pegi­da Wien jetzt einen Georg Imma­nu­el Nagel als Spre­cher in die Aus­la­ge stellt, dann spricht das Bän­de. Der darf zum Amts­an­tritt gleich demen­tie­ren: Der Anmel­der der Pegi­da-Demo sei kei­nes­wegs ein Hoo­li­gan. Aja! Und was ist Nagel?

Bevor wir uns dem „Spre­cher” der Pegi­da-Wien wid­men, dür­fen wir noch sein Demen­ti ver­voll­stän­di­gen. Der Demo-Anmel­der Arnold S. ali­as „Vio­let­ter Stei­rer“ – das erklär­te der Pegi­da-Spre­cher dem „Wirt­schafts­blatt“ – sei kei­nes­wegs dem Hoo­li­gan-Lager zuzu­ord­nen und außer­dem „unbe­schol­ten, habe die Ver­an­stal­tung ledig­lich ange­mel­det und sonst nichts mit der Orga­ni­sa­ti­on zu tun“. Da haben wir ganz ande­re Infor­ma­tio­nen und die haben wir auch vor­ge­stellt, wäh­rend der „Vio­let­te” von der Bild­flä­che ver­schwun­den ist.

Was für einer ist aber Nagel, der jetzt für die Pegi­da-Trup­pe spre­chen darf? Auf Face­book stellt er sich selbst als „frei­er Publi­zist“ vor, der in „Zur Zeit“, „Der Eck­art“, der „Blau­en Nar­zis­se“ und in „Novi­ni“ sei­ne Ergüs­se „ver­öf­fent­licht“. Novi­ni-NL? Ja, die­ses Medi­um gibt es tat­säch­lich in den Nie­der­lan­den – poli­tisch stramm rechts mit dem übli­chen Putin-Ein­schlag. Nagel hat dort ein­mal einen Bei­trag unter­ge­bracht, ergibt die Suche.

Georg Imma­nu­el Nagel aka Geor­ge le Nage­laux. Geschüt­telt, nicht gerührt …

Sei­ne Bei­trä­ge in „Zur Zeit“ und „Eck­art“ sind von düs­te­ren End­zeit-Visio­nen geprägt. Der Bür­ger­krieg ste­he unmit­tel­bar vor der Tür oder hat schon begon­nen („Vor­bo­ten des Bür­ger­kriegs“, Zur Zeit 46/ 2014, „Ita­li­en im Bür­ger­krieg“ (Zur Zeit 49/2014). Aber wäh­rend man­che sei­ner Kame­ra­den, die eben­falls von apo­ka­lyp­ti­schen Visio­nen geplagt sind, schon ihre Bun­ker aus­he­ben und Vor­rä­te anle­gen, geht Nagel zumin­dest geis­tig auf die Stra­ße und beju­belt Pegi­da, Iden­ti­tä­re und Hoo­li­gans, die er als das „ganz nor­ma­le, ein­fa­che Volk“ sieht, das sich erhebt und „nicht län­ger hin­neh­men will , dass es kolo­ni­siert wird und lang­sam auf dem Boden, der seit Jahr­tau­sen­den ihm gehört, ein isla­mi­sches Kali­fat ent­steht“ („Vor­bo­ten des Bür­ger­kriegs“, Zur Zeit 46/2014).

Die, gegen die sich Hoo­li­gans, Iden­ti­tä­re und Pegi­da erhe­ben, das sind die poli­ti­schem Eli­ten, die poli­ti­sche Klas­se, die in einem „ein­zig­ar­ti­gen Vor­gang in der Welt­ge­schich­te“ frem­de Völ­ker „aus völ­lig inkom­pa­ti­blen, rück­stän­di­gen und gewalt­tä­ti­gen Kul­tur­krei­sen“ ins Land holt, die das eige­ne Volk hier ter­ro­ri­sie­ren, in die Min­der­heit drän­gen und unter­jo­chen. Soweit Nagels von Angst­schweiß durch­tränk­tes Pan­ora­ma der End­zeit, in der nur mehr eini­ge wacke­re Ger­ma­nen wider­ste­hen, wäh­rend „der brav dres­sier­te Deut­sche (…) obrig­keits­treu und dienst­fer­tig an sei­ner eige­nen Abschaf­fung arbei­tet“.

Zu den wider­stän­di­gen Ger­ma­nen zäh­len für Nagel natür­lich Licht­fi­gu­ren wie der soeben zurück­ge­tre­te­ne Lutz Bach­mann: „Auf­rech­te Män­ner wie Lutz Bach­mann (PEGIDA), die sich all den per­sön­li­chen Anfein­dun­gen aus­set­zen, um sich für Deutsch­land, für das Volk ein­zu­set­zen. Auf das Bun­des­ver­dienst­kreuz wird er lan­ge war­ten dür­fen.“ (Nagel in: Blaue Nar­zis­se, 8.12.2014)

Inter­es­sant ist, dass Nagel den Pegi­da-Bedarf für Öster­reich – im Gegen­satz zu Deutsch­land – eher für sehr gering hält: „Im Gegen­satz zu Öster­reich gibt es in der BRD kei­ne ein­zi­ge Groß­par­tei, wel­che das Pro­blem der Isla­mi­sie­rung und Mas­sen­ein­wan­de­rung offen anspricht.“ Das sagt Stra­che auch – in etwas ande­ren Wor­ten: „In Öster­reich ist die FPÖ von Beginn an die wah­re Pegi­da.“ (News, 16.1.2015)

Mit Nagel hat Pegi­da Wien jeden­falls einen Spre­cher gefun­den, der die ver­steck­te Bewe­gung sicher pas­send reprä­sen­tiert, sozu­sa­gen den Nagel auf den Kopf getrof­fen. Aber war­um dür­fen Donar Wien und des­sen Kame­ra­den ihr Gesicht nicht zeigen?