FPÖ lässt Grazer NS-Gedenktafeln abmontieren

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Zehn Instal­la­tio­nen, mah­nen seit 2010 in Graz an die Zeit des Nazi­ter­rors. Tex­ten und Bild­do­ku­men­te beschrei­ben jene Plät­ze, auf denen die Tafeln auf­ge­stellt sind. FP-Stadt­rat Eustac­chio hat nun einen ent­spre­chen­den Abriss­be­scheid erlas­sen. Er hand­le „nur nach for­ma­len Kri­te­ri­en”, argu­men­tiert Eustacchio.

ÖVP-Bür­ger­meis­ter Sieg­fried Nagl hat bereits ange­kün­digt, dass er Eustac­chio nicht „over­ru­len” wird. Es wäre ein „Par­dig­men­wech­sel”, so Nagl, wenn in die Agen­den eines Stadt­se­nats­mit­glie­des „hin­ein­re­giert” wer­de. Eustac­chio habe ent­schie­den, und das sei zur Kennt­nis zu neh­men. Nagl hat recht: Es wäre tatä­sch­lich ein „Par­dig­men­wech­sel”, Gedenk­po­li­tik in Öster­reich ernst zu nehmen.

Der „Stan­dard” zitiert dage­gen den Künst­ler Jochen Gerz:

Über 5000 Bür­ger aus der gan­zen Stei­er­mark folg­ten der Ein­la­dung zur Teil­nah­me an ’63 Jah­re danach’. Die Arbeit zeig­te, zu was eine demo­kra­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft fähig ist. Die städ­ti­sche Van­da­li­sie­rung der Arbeit zeigt aber auch den Oppor­tu­nis­mus und den Kli­en­te­lis­mus, zu dem Lokal­po­li­tik imstan­de ist. Einen Dienst tut die neue rech­te Pha­lanx in der Stadt auch 63 Jah­re danach Graz damit nicht. (derstandard.at, 24.7.2014)

Auch SPÖ, KPÖ und Grü­ne pro­tes­tie­ren dage­gen. Lisa Rück­er (Grü­ne) wird heu­te, Frei­tag, einen dring­li­chen Antrag im Stadt­se­nat ein­brin­gen, mit dem Eustac­chio auf­ge­for­dert wird, den Abbruch­be­scheid zurückzuziehen.

Über Eustac­chio muss­ten wir bereits mehr­mals ein­schlä­gig berich­ten, über die Face­book-Freund­schaft mit den Brü­dern Chris­ti­an und Ste­fan Juritz oder über diver­se Aus­sa­gen, die Eustac­chio dem Fal­ter (41/2012) gege­ben hat. Dort sprach er allen Erns­tes davon, dass er Angst vor der Isla­mi­sie­rung Euro­pas und den „Ver­meh­rungs­ra­ten“ der Mus­li­me habe: „Ich sehe es als Gefahr für unse­re west­li­che Kul­tur, für die Frau­en.” Der „Frau­en­be­schüt­zer” Eustac­chio hat aller­dings auch Pro­ble­me mit Frau­en: „Ich bin eh nicht für den Femi­nis­mus, der zipft mich voll an. Die­ses stän­di­ge Labern, den Frau­en geht es so schlecht und jetzt müs­sen wir alles über einen Kamm sche­ren.“ (Fal­ter 41/2012). Wel­che Sor­gen Eustac­chio noch pla­gen, hat er dem Fal­ter auch ver­ra­ten, dass näm­lich die Gerich­te sei­ner Mei­nung nach den Ver­het­zungs­pa­ra­gra­phen „sehr schnell“ anwen­den wür­den: „Wenn ich da nach­ge­be, darf man bald gar nichts mehr sagen.“

Eustac­chi­os Kom­pro­miss­vor­schlag: Er schlägt vor, die Tafeln in den „Skulp­tu­ren­park” am Schwarzl­teich an den Gra­zer Stadt­rand zu ver­set­zen. De rStan­dard dazu: „Der FPÖ-Stadt­rat dürf­te natür­lich wis­sen: Die Ver­räu­mung an den Stadt­rand bedeu­tet auch die Ver­nich­tung des Kon­zep­tes der Gedenk­ta­feln. Denn die Objek­te sind exakt für die jewei­li­gen Erin­ne­rungs­or­te kon­zi­piert und erge­ben nur dort ihren his­to­risch-mah­nen­den Sinn.”

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