Reaktionärer BacklashLesezeit: 9 Minuten

Die Debat­te der letz­ten Tagen und Wochen über gen­der­ge­rech­te Spra­che und die öster­rei­chi­sche Bun­des­hym­ne hat eines ver­deut­licht: Seit mitt­ler­wei­le eini­gen Jah­ren gibt es einen reak­tio­nä­ren Back­lash. Eine wesent­li­che Rol­le spie­len dabei bür­ger­li­che wert­kon­ser­va­ti­ve Bewe­gun­gen. Takt­ge­ber für die­sen Back­lash sind oft­mals rechts­extre­me Bewe­gun­gen. Die volks­tümm­li­che Indus­trie und die Sprach­be­wah­re­rIn­nen Ange­fan­gen hat es mit dem frag­wür­di­gen Auftritt […]

18. Jul 2014

Die volkstümmliche Industrie und die SprachbewahrerInnen

Ange­fan­gen hat es mit dem frag­wür­di­gen Auf­tritt von Andre­as Gaba­lier mit sei­nem neu­es­ten Pro­dukt aus der volks­tüm­li­chen Musik­in­dus­trie wäh­rend des For­mel-1-Ren­nens in Öster­reich. Die vor­ge­tra­ge­ne Hym­ne wur­de ohne die Zei­le „Hei­mat gro­ßer Töch­ter und Söh­ne” gesun­gen. Die Kri­tik an Gaba­lier war ent­spre­chend groß, aber der leg­te nach: Er möch­te die Zei­le wie­der so sin­gen, wie er es gelernt habe. Frau­en bzw. „die Damen­welt”, „Dirndln” oder auch „Madln”, wie Gaba­lier zu Frau­en ger­ne sagt, sei­en heu­te gleich­be­rech­tigt und daher wäre eine Erwäh­nung in der Hym­ne nicht not­wen­dig. Gaba­lier, des­sen Tex­te sicher nie­mand ver­än­dern will, ist nur ein Sym­bol unter vie­len für das Phä­no­men des reak­tio­nä­ren Backlash.


Hei­mat­ge­füh­le sind wie­der in Mode, wenn auch als Far­ce, Quel­le: Wikipedia

Im Juni 2014 ver­öf­fent­lich­te der Ver­ein „Mut­ter­spra­che” in ihrer Mit­glie­der­zei­tung einen offe­nen Brief an Bil­dungs- und Frau­en­mi­nis­te­rin Gabrie­le Hei­nisch-Hosek (SPÖ) und Wis­sen­schafts­mi­nis­ter Rein­hold Mit­ter­leh­ner (ÖVP) zum The­ma „sprach­li­che Gleich­be­hand­lung“. Als Autoren wer­den Heinz-Die­ter Pohl, Peter Wie­sin­ger und Her­bert Zeman ange­ge­ben. Zumin­des­tens sind Pohl, Wie­sin­ger, Zeman Erstunterzeichner.


Web­site des Ver­eins Mut­ter­spra­che, bei „Offe­ner Brief…” wer­den Pohl, Wie­sin­ger, u.a. angegeben

Drei Wochen spä­ter, am 14. Juli, titel­te u.a. der Kurier: „Offe­ner Brief: Absa­ge an ‚Gen­der-Wild­wuchs’ ” Dem­nach hät­ten sich 800 „Sprach­kri­ti­ker”, wie der Kurier sie nennt, gefun­den, um ein Ende des Gen­derns zu for­dern. Phi­lo­soph Kon­rad Paul Liess­mann, Mathe­ma­ti­ker Rudolf Tasch­ner, Ver­fas­sungs­recht­ler Heinz May­er, Alber­ti­na-Direk­tor Klaus Albrecht Schrö­der und die Schau­spie­le­rin Chris Loh­ner. Auch der Enter­tai­ner und „Sprach­pfle­ger” Bas­ti­an Sick („Der Dativ ist dem Geni­tiv sein Tod”) hat die­sen offe­nen Brief unterschrieben.

Im müh­sam zu lesen­den Mach­werk mühen sich noch mehr die Autoren ab, um logi­sche Form­feh­ler einer gen­der­ge­rech­ten Spra­che auf­zu­zei­gen. Die Autoren for­dern eine Rück­kehr zur sprach­li­chen Nor­ma­li­tät. Eine sol­che sprach­li­che „Nor­ma­li­tät” hat es aber nie gege­ben, Spra­che war immer und andau­ernd Ver­än­de­run­gen aus­ge­setzt. Für die Spra­che, die die Bewah­re­rIn­nen der „sprach­li­chen Nor­ma­li­tät” so ger­ne kon­ser­vie­ren wür­den, wären sie vor 100 Jah­ren wohl noch mit Schimpf und Schan­de aus den Uni­ver­si­tä­ten gejagt wor­den. Wir wol­len aber den offe­nen Brief nicht wei­ter zer­le­gen, son­dern ver­wei­sen nur auf aner­kann­te Sprach­wis­sen­schaft­le­rIn­nen, die sich mit die­sen Punk­ten aus­führ­lichst aus­ein­an­der­setz­ten. [1] [2] [3] [4].[5] [6] [7] [8] [9] [10]

Uns inter­es­sie­ren mehr die Hin­ter­grün­de und die (gar nicht so) selt­sa­men Über­schnei­dun­gen von Posi­tio­nen rechts­extre­mer Grup­pie­run­gen und Per­so­nen aus dem bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven Umfeld.

Rechtsextreme Grüppchen

Der Ver­ein “Mut­ter­spra­che”, der das Doku­ment als ers­tes auf sei­ner Web­site am 22. Juni erstell­te, hat sei­nen Sitz in der Fuhr­manns­gas­se 18A im 8. Wie­ner Gemeindebezirk.


„Offe­ner Brief” auf der Web­site des Ver­eins „Mut­ter­spra­che”, mit dem Datum des 22. Juni 2014

Nicht zufäl­lig ist auch die Öster­rei­chi­sche Lands­mann­schaft (ÖLM) dort behei­ma­tet. Das Haus in der Fuhr­mann­gas­se 18A gehört der ÖLM. „Der Eck­art” (frü­her „Eck­art­bo­te”) hat dort sei­ne Redak­ti­ons­adres­se, die Mäd­chen­schaft Freya und die Pen­nä­le Bur­schen­schaft Ghi­bel­li­nia ihren Sitz. Das Doku­men­ta­ti­ons­ar­chiv des öster­rei­chi­chen Wider­stan­des (DÖW) stuft die ÖLM als „rechts­extrem“ ein. Nor­bert Stef­fa­ni­des (3. Ver­eins­ob­mann ÖLM) und Heinz-Die­ter Pohl (zu min­des­tens bis vor zwei Jah­ren noch Mit­glied des Ver­eins­ra­tes der ÖLM) sind bzw. waren noch bis vor kur­zem im ÖLM und Ver­ein „Mut­ter­spra­che” hoch­ran­gi­ge Funk­tio­nä­re. Nor­bert Pro­has­ka, der jet­zi­ge Sekre­tär des Ver­eins Mut­ter­spra­che, war frü­her eben­falls ÖLM-Mitglied.


Der Eck­art­bo­te (heu­te: „Der Eck­art”) mit kla­ren Posi­tio­nen; Bild­quel­le: DÖW

Der Ver­ein „Mut­ter­spra­che” hul­digt auf sei­ner Web­site außer­dem sei­nem lang­jäh­ri­gen Obmann Erwin Mehl, der beken­nen­der Nazi war. Mehl unter­zeich­ne­te etwa 1978 einen Auf­ruf in der ein­schlä­gig bekann­ten „Deut­schen Natio­nal-Zei­tung“ für eine Gene­ral­am­nes­tie der NS-Ver­bre­chen (Quel­le: Hand­buch des österr. Rechtsextremismus).

Verbindungen zur FPÖ

Zahl­rei­che Ver­bin­dun­gen gibt es zur FPÖ. Bei der Sonn­wend­fei­er 2006, ver­an­stal­tet von der rechts­extre­men „Öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaft“ (ÖLM) und dem Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­ring, durf­te Johann Gude­nus in sei­ner „Feu­er­re­de“ for­dern: “Wir wol­len Zukunft für unse­re Deut­sche Hei­mat!“. In der Rede nahm er ein „kol­lek­ti­ves Not­wehr­recht“ in Anspruch und rief zu „Wider­stand“ auf ange­sichts einer „Drit­ten Türkenbelagerung.“

Im FPÖ-Blatt Neue Freie Zei­tung (19/2001) wird der “Schul­ver­eins­tag” der Öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaft (ÖLM) beworben.

FPÖ-Poli­ti­ke­rIn­nen im Vor­stand (auch ehe­ma­li­ge): Hel­mut Kowa­rik, Abge­ord­ne­ter der FPÖ in Wien refe­rier­te 1982 bei der neo­na­zis­ti­schen AFP über “100 Jah­re Deut­sche Schutz­ar­beit für Öster­reich”. Johann Her­zog und Bar­ba­ra Schöf­na­gel waren eben­falls im Vor­stand der als rechts­extrem ein­ge­stuf­ten “Öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaft” (ÖLM).

Verbindungen zur NPD

Im Dezem­ber 2000 berich­te­te das DÖW über Hel­mut Mül­ler (damals Schrift­lei­ter der ÖLM-Zei­tung “Eck­art­bo­te”) und sei­nen Besuch bei der NPD. Die NPD-Par­tei­zei­tung “Deut­sche Stim­me” schrieb damals Folgendes:

Zum zwei­ten Mal unter­nahm der Publi­zist Hel­mut Mül­ler (Wien) eine Vor­trags­rei­se nach Sach­sen. Der Chef­re­dak­teur der öster­rei­chi­schen Zeit­schrift Eck­art­bo­te sprach bei den NPD-Kreis­ver­bän­den Leip­zig, Mei­ßen und Zwi­ckau über die innen­po­li­ti­sche Situa­ti­on in Öster­reich seit der Regie­rungs­be­tei­li­gung der natio­nal­li­be­ra­len FPÖ.

2008 zitiert das DÖW den Spie­gel, über einen mög­li­chen “Geld­fluß der NPD nach Öster­reich zur ÖLM?”:

Dem­nach führt eine Spur im aktu­el­len NPD-Finanz­skan­dal nach Öster­reich: Dem­nach habe der ehe­ma­li­ge Schatz­meis­ter Gel­der an “drei obsku­re Rechts­au­ßen-Orga­ni­sa­tio­nen mit engen NPD-Kon­tak­ten” über­wie­sen. Genannt wird neben dem Tiro­ler Hei­mat­bund und der Kame­rad­schaft ehe­ma­li­ger Süd­ti­ro­ler Frei­heits­kämp­fer von Erhard Har­tung die Öster­rei­chi­sche Lands­mann­schaft (ÖLM).

Heinz Mayer, die ÖLM und die neonazistische AFP

Eben­falls dort Unter­schlupf fand die neo­na­zis­ti­sche “Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik” (AFP). Im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2007 fand sich fol­gen­des Urteil über die AFP: „Die unge­bro­chen eine aus­ge­präg­te Affi­ni­tät zum Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­wei­sen­de AfP ist wei­ter­hin als aktivs­tes und größ­tes Sam­mel­be­cken der rechts­extre­men Sze­ne in Öster­reich einzustufen.”


Im ehe­ma­li­gen Forum der Neo­na­zi-Trup­pe „alpen-donau.info” wird das AFP-Heim als Treff­punkt für die Abfahrt zu einer Nazi-Demons­tra­ti­on nach Dres­den beworben

Ein Streit inner­halb des Fritz-Stü­ber-Heim (Lokal der AFP) eska­lier­te und führ­te schluss­end­lich zum Raus­wurf der AFP. Unter dem Titel „Treff­punkt Kul­tur” ver­an­stal­tet die AFP Tref­fen im Schul­ver­eins­haus der “Öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaft”.

Heinz May­er – also einer der Unter­zeich­ner des Offe­nen Brief – ver­fass­te ein weg­wei­sen­des und viel beach­te­tes Gut­ach­ten über die AFP, in dem er auf den neo­na­zis­ti­schen Cha­rak­ter der AFP hinwies:

Sie (die im Rechts­gut­ach­ten ana­ly­sier­ten Äuße­run­gen, Anm.) bele­gen, dass die von der AFP zu ver­ant­wor­ten­den Publi­ka­tio­nen seit Jahr­zehn­ten mas­siv gegen die Bestim­mun­gen des Ver­bots­ge­set­zes ver­sto­ßen. Offen­kun­di­ge und ver­bräm­te Ver­herr­li­chung natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ideen und Maß­nah­men, zyni­sche Leug­nung von natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt­maß­nah­men, eine het­ze­ri­sche Spra­che mit deut­lich aggres­si­vem Ton gegen Aus­län­der, Juden und “Volks­frem­de” sowie eine Dar­stel­lung “des Deut­schen” als Opfer sind typi­sche und stets wie­der­keh­ren­de Signale.

Reaktionärer Backlash

Nicht erst seit den letz­ten Wochen ist es klar: Wir leben in einer Zeit des Back­lash. Es ist nicht der ers­te und wird nicht der Letz­te sein. In den 1950er-Jah­ren ent­wi­ckel­te sich ein Back­lash gegen die Errun­gen­schaf­ten der Bür­ger­rechts­be­we­gung. Auch in den 1960er-Jah­ren kam es in den USA zu einen Back­lash, als Lyn­don B. John­son fest­leg­te, dass staat­li­che und staat­lich finan­zier­te Arbeit­ge­ber Per­so­nen nicht mehr wegen ihrer Haut­far­be und Eth­ni­zi­tät dis­kri­mi­nie­ren dür­fen und Maß­nah­men ergrei­fen müs­sen, um Chan­cen­gleich­heit sicher­zu­stel­len. Heu­te stel­len nur noch die Ewig­gest­ri­gen die­se Maß­nah­men in Frage.


Frau­en­wahl­rechts-Geg­ner

Auch anti­fe­mi­nis­ti­sche Back­lashs waren in der Geschich­te regel­mä­ßig zu ver­zeich­nen. Laut Sus­an Falu­di, eine US-ame­ri­ka­ni­sche Jour­na­lis­tin, war dies in der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts, um die Jahr­hun­dert­wen­de, sowie in den 1940er- und 1970er-Jah­ren. Dem Femi­nis­mus sei­en die meis­ten sozia­len Pro­ble­me sowie Mythen wie der „weib­li­che Burn­out“, die „Kri­se der Unfrucht­bar­keit“ und der „Man­gel an hei­rats­fä­hi­gen Män­nern“, ange­las­tet wor­den. (Quel­le: Wiki­pe­dia) In den 1990ern war der Dis­kurs eben­falls durch einen anti­fe­mi­nis­ti­schen Back­lash gekenn­zeich­net. Nach Simon Möl­ler, Sozi­al­wis­sen­schaft­ler und Poli­to­lo­ge, habe die­ser Back­lash die Anti-Poli­ti­sche Korrektheits-(PC)-Rhetorik und ins­be­son­de­re das medi­al kon­stru­ier­te Feind­bild eines angeb­lich über­mäch­ti­gen, lust­feind­li­chen und „poli­tisch kor­rek­ten“ Femi­nis­mus sowie das ver­meint­li­che Phä­no­men einer „sexu­el­len Kor­rekt­heit“ (SC) instru­men­ta­li­siert. (Quel­le: Wiki­pe­dia)

Bürgerlich-konservative Werte und deren Extremisierung

Es soll­te nicht wei­ter ver­wun­dern, dass Rechts­extre­mis­tIn­nen als Sprach­be­wah­re­rIn­nen, als Bewah­re­rIn­nen von Tra­di­tio­nen, Wer­ten auf­tre­ten. In deren Welt­bild sind die­se Wer­te kei­nem gesell­schaft­li­chen Pro­zess unter­wor­fen, son­dern gehor­chen einer „natür­li­chen Ord­nung”. Die­se Ord­nung ist bio­lo­gisch deter­mi­niert. In auf­stei­gen­der Form sind Mensch – Fami­lie – Volk in die­sem Welt­bild die natür­li­che Ord­nung. Der Mensch an sich hat sich unter­zu­ord­nen und schluss­end­lich dem Volk zu die­nen (Vor­stel­lung einer „Volks­ge­mein­schaft”). Wird die­se Ord­nung gestört, ist die gesam­te Gesell­schaft bedroht. Femi­nis­mus (aber z.B. auch Homo­se­xua­li­tät) wird von Rechts­extre­men als (bewuss­ter) Angriff auf die natur­ge­woll­te Ord­nung ver­stan­den. Die­ser muss daher mit aller letz­ter Kon­se­quenz bekämpft werden.

Wie ist es aber zu erklä­ren, dass Per­so­nen, die sicher nichts mit Rechts­extre­mis­mus zu tun haben, dage­gen sogar enga­gier­te Kämp­fe­rIn­nen sind, auf den Zug der Rechts­extre­men auf­sprin­gen? Wie kommt es, dass Kon­rad Paul Liess­mann, Rudolf Tasch­ner, Heinz May­er, Klaus Albrecht Schrö­der oder Chris Loh­ner einen Brief eines Ver­eins unter­stüt­zen, der ein­deu­tig aus dem rechts­extre­men Eck kommt?


Bild­quel­le: offizin-verlag.de

In der wis­sen­schaft­li­chen Lite­ra­tur zum The­ma Rechts­extre­mis­mus (z.B. vom DÖW) wird die Rechts­extre­mis­mus­theo­rie von Wil­li­bald Hol­zer ange­wen­det. Ent­ge­gen der weit ver­brei­te­ten Tota­li­ta­ris­mus-Theo­rie (ange­wen­det z.B. von den Ver­fas­sungs­schutz­ein­rich­tun­gen Deutsch­lands und Öster­reichs), die von einer bipo­la­ren Gesell­schaft aus­geht, in der es zwei Extre­me gibt (Links und Rechts) und eine „gute” Mit­te, die die­se bei­den Extre­me unter Kon­trol­le brin­gen und hal­ten muss, geht die Rechts­extre­mis­mus­theo­rie von Wil­li­bald Hol­zer einen ande­ren Weg. Einen weni­ger ideo­lo­gi­sier­ten und wis­sen­schaft­li­chen Weg.

Dem­nach ent­steht Rechts­extre­mis­mus aus der Extre­mi­sie­rung bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ver Wert­vor­stel­lun­gen, die z.B. Fami­lie, Staat, Nati­on, Volk umfas­sen. Die­se Wer­te ins Extrem gedacht, bio­lo­gi­siert mit einer angeb­lich natur­ge­woll­ten Ord­nung ver­se­hen, stellt den Nähr­bo­den für Rechts­extre­mis­mus dar. Die Aus­gren­zungs­me­cha­nis­men, die durch Insti­tu­tio­nen, wie Staat, Nati­on, Volk ent­ste­hen, wer­den zu einem tota­li­tä­ren Staat, zur Volks­ge­mein­schaft. Damit ein­her geht die Feindbildkonstruktion.

Die Ver­bin­dungs­punk­te zwi­schen Rechts­extre­mis­mus und bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ver Gesell­schaft sind also vor­han­den. Der öster­rei­chi­sche Ver­fas­sungs­schutz bezeich­net das Phä­no­men als „Extre­mis­mus aus der Mit­te”, also dem Phä­no­men, dass Nicht-Rechts­extre­mis­tIn­nen rechts­extre­me Hand­lun­gen bege­hen. In den The­sen der Tota­li­ta­ris­mus-Theo­rie muss das wider­sprüch­lich klin­gen, in Rechts­extre­mis­mus­theo­rie von Wil­li­bald Hol­zer erge­ben sich sol­che Phä­no­me­ne zwangsläufig.

Trifft nun ein nicht aggres­siv for­mu­lier­ter Text einer rechts­extre­men Grup­pie­rung auf kon­ser­va­ti­ve Bür­ger­li­che, kann dabei schon ein­mal ein „Offe­ner Brief zum The­ma ‚Sprach­li­che Gleich­be­hand­lung’ ” entstehen.

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