Wolfgang Jung, der bekennende Deutsche

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Wolf­gang Jung hat aber auch wirk­lich Pech! Da ver­bellt der blaue Bri­ga­dier im Ruhe­stand den Poli­zis­ten Uwe Sai­ler als Sicher­heits­ri­si­ko, weil der angeb­lich zwei nie­der­ös­ter­rei­chi­sche Ver­fas­sungs­schüt­zer nament­lich geoutet habe, und dann stellt sich her­aus, dass die frei­heit­li­chen Per­so­nal­ver­tre­ter von der AUF zumin­dest einen der Ver­fas­sungs­schüt­zer als ihr Vor­stands­mit­glied outen – nament­lich und mit Foto.

Was wird Wolf­gang Jung, der blaue Sicher­heits­exper­te, nun machen, nach­dem aus­ge­rech­net sei­ne AUF-Kame­ra­den die Iden­ti­tät eines nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Ver­fas­sungs­schüt­zers so bru­tal geoutet haben? Gera­de Jung hat gewarnt:

Wenn die Iden­ti­tät von Staats­po­li­zis­ten‘ auf­ge­deckt wird, behin­dert das im bes­ten Fall ‚nur‘ ihre Arbeit zum Schutz der Repu­blik. Im schlimms­ten Fall sind sie und ihre Fami­li­en per­sön­lich bedroht. Die Anar­chos des Schwar­zen Blocks in Deutsch­land betrei­ben eige­ne Hass­sei­ten im Netz, auf denen sie per­sön­li­che Daten unbe­lieb­ter Per­so­nen mit Auf­ru­fen zu ‚Besu­chen‘ und ähn­li­chem betrei­ben. (OTS Jung, 31.3.14)

Jetzt stellt sich her­aus: Der Blaue Block bzw. der Bri­ga­dier hat den Bock geschos­sen- und nicht der Sai­ler! Das ist schon des­halb bemer­kens­wert, weil sich Jung auf Infos aus „Poli­zei-Krei­sen“ beruft, die auf „schwer bedenk­li­che Ver­hal­tens­mus­ter Sai­lers“ hin­wei­sen wür­den. Es ist eine ziem­lich fie­se Dif­fa­mie­rungs­me­tho­de, auf anony­me „Krei­se“ zu ver­wei­sen, die auf irgend­was Bedenk­li­ches hin­wei­sen wür­den. Hal­ten wir fest: Der blaue Gemein­de­rat Jung bemüht anony­me Poli­zei-Krei­se, um den Poli­zis­ten Sai­ler als „Sicher­heits­ri­si­ko” zu dif­fa­mie­ren und sei­ne sofor­ti­ge Sus­pen­die­rung zu for­dern („wenn das stimmt“), wäh­rend es die blau­en Per­so­nal­ver­tre­ter selbst sind, die ihr AUF-Vor­stands­mit­glied als Ver­fas­sungs­schüt­zer outen. Womit wir bei der nicht unheik­len Fra­ge sind: Wie vie­le Blaue gibt’s beim Ver­fas­sungs­schutz und was machen die in einem Ver­fah­ren Ed Mos­chitz gegen HC Stra­che? Die unbe­fan­ge­nen Zeu­gen geben? Wird der Bri­ga­dier des­halb so ner­vös, weil Sai­ler (ohne Namens­nen­nung!) auf Wider­sprü­che in den Aus­sa­gen der Ver­fas­sungs­schüt­zer hin­ge­wie­sen hat? Will „Wofe“ ali­as Wolf­gang Jung sein Herrl schützen?

Dafür ist er nicht immer bes­tens geeig­net. Jung hat sei­ner Par­tei zwar schon in vie­len Funk­tio­nen — als Gemein­de- und Natio­nal­rat, ja sogar als Abge­ord­ne­ter im Euro­päi­schen Par­la­ment – gedient, dabei aber auch kein Fett­näpf­chen aus­ge­las­sen. Eine Kon­stan­te gibt es: Der Bur­schen­schaf­ter (pen­na­le Bur­schen­schaft Albia Bad Ischl, aka­de­mi­sche Tafel­run­de Wiking Wie­ner Neu­stadt) ist immer am rech­ten Rand sei­ner Par­tei zu finden.

Als im April 2002 Neo­na­zis durch die Wie­ner Innen­stadt grö­len und dabei Nazi-Sprü­che skan­die­ren, tut Jung das als „Ver­na­de­rung“ und ein Video als „mani­pu­liert“ ab. Im Mai 2002 darf Jung beim Toten­ge­den­ken der Bur­schen­schaf­ter die „Trau­er­re­de“ hal­ten, in der er das Geden­ken an die gefal­le­nen Sol­da­ten als „sitt­li­che Ver­pflich­tung“ bezeich­net: Wir las­sen uns das ehren­de Geden­ken an die­se leid­ge­prüf­te Gene­ra­ti­on nicht neh­men.“ Den 8. Mai – um die­sen Tag ging es – bezeich­ne­te Jung zuvor als Tag der „tota­len Nie­der­la­ge“.

Das war 2002 aber nicht der ein­zi­ge Tritt ins brau­ne Fett. Als Jung dem ORF-Report auch noch erklärt, dass er nicht an eine öster­rei­chi­sche Nati­on glau­be und der Volks­zu­ge­hö­rig­keit nach ein Deut­scher sei, erhält er zwar Unter­stüt­zung durch RFS, RFJ und den Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­ring, aber nicht ein­mal durch sei­ne Par­tei­che­fin Riess-Pas­ser, die sich klar distan­zier­te. Die Empö­rung über Jung ist par­tei­en­über­grei­fend, und vom Prä­si­den­ten der israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de, Ari­el Muzi­cant, stamm­te damals die Fra­ge: „War­um wan­dert der dann nicht nach Deutsch­land aus?“ Bevor es dazu kam, buch­sta­bier­te Wolf­gang Jung zurück und bezeich­ne­te sich „ger­ne und über­zeugt“ als „Öster­rei­cher“.

An eine ande­re Fest­le­gung aus dem Jahr 2002 erin­nert sich Jung wohl auch nicht mehr so ger­ne: Im Juli 2002 beju­bel­te er die Ent­schei­dung der schwarz­blau­en Bun­des­re­gie­rung für den Ankauf des Euro­figh­ter: Damit wird ein Signal für eine euro­päi­sche Lösung gege­ben.“ Auch in den Mona­ten danach, als sich Tei­le der FPÖ schon wie­der vom Euro­figh­ter absetz­ten, ver­tei­dig­te Jung noch die Typen­ent­schei­dung, um dann 2006 – mitt­ler­wei­le zu 150 Pro­zent auf Stra­che-Linie – über einen mise­ra­blen Kauf­ver­trag zu schimp­fen und dass das Bun­des­heer am Euro­figh­ter kaputt­ge­hen könnte.

Jung hat mit sei­nen Anschul­di­gun­gen gegen Sai­ler nicht nur einen kapi­ta­len Bock geschos­sen, son­dern durch sein ver­fehl­tes Ablen­kungs­ma­nö­ver auch eini­ge span­nen­de Fra­gen auf­ge­wor­fen: Wie viel AUF ver­trägt die Exe­ku­ti­ve? Frei­heit­li­che Ver­fas­sungs­schüt­zer, die in für die FPÖ und Stra­che beson­ders heik­len Ver­fah­ren seit Jah­ren ermit­teln dürfen?