Freiheitliche Arbeitnehmer OÖ (I): Hineingerutscht

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Jetzt ist schon wie­der was pas­siert – dies­mal bei den Frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mern Ober­ös­ter­reich. Ihre Kan­di­da­tIn­nen­lis­te für die Arbei­ter­kam­mer­wah­len 2014 ent­hält eini­ge brau­ne Fle­cken. Der bekann­tes­te dar­un­ter, der Ex-Gemein­de­rat Micha­el Gru­ber aus Aurolz­müns­ter, 2004 wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung zu 18 Mona­ten bedingt ver­ur­teilt, unter­schrieb mitt­ler­wei­le eine Ver­zichts­er­klä­rung, berich­tet der „Kurier“. Die ande­ren ste­hen wei­ter auf der Liste.

Micha­el Gru­ber hat sich schon mit sei­nem Rück­tritt als FPÖ-Gemein­de­rat im Früh­jahr 2013 schwer getan. Als im Febru­ar 2013 sei­ne Ver­ur­tei­lung wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung im Jahr 2004 the­ma­ti­siert wur­de, erklär­te die FPÖ OÖ nach weni­gen Tagen, dass Gru­ber als Gemein­de­rat zurück- und aus der Par­tei aus­ge­tre­ten sei. (Kurier, 16.2.2013) Aber erst nach wei­te­ren zwei Mona­ten und einem lau­ten Auf­schrei des Bür­ger­meis­ters von Aurolz­müns­ter trat Gru­ber dann Ende April 13 tat­säch­lich als Gemein­de­rat und Frak­ti­ons­chef der FPÖ zurück.

NPD-Plakat: Arbeit-Familie-HeimatFPÖ-Plakat: Arbeit ist Heimat
„Arbeit-Fami­lie-Hei­mat” titelt die NPD, „Arbeit ist Hei­mat!” die frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mer – ohne Familie.

Jetzt ist er wie­der auf­ge­taucht: auf der Kan­di­da­tIn­nen­lis­te der „Frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mer“ (FA) für die Arbei­ter­kam­mer­wah­len in Ober­ös­ter­reich. Sein unwähl­ba­rer Platz 142 kann nur als Soli­da­ri­täts­kan­di­da­tur betrach­tet wer­den. Soli­da­ri­tät aber mit wem? Egal, denn es hand­le sich ohne­hin um einen bedau­er­li­chen „Irr­tum“, wie der Lan­des­ob­mann der FA und Lis­ten­ers­te Man­fred Püh­rin­ger erklär­te. Die Bezirks­par­tei habe Gru­ber „ver­se­hent­lich“ gefragt und so sei der „in wei­te­rer Fol­ge… auf unse­re Lis­te gerutscht“. Über die Pro­ble­me frei­heit­li­cher Funk­tio­nä­re und Man­da­ta­re mit „durch­ge­rutsch­ten“ Neo­na­zis auf ihren Face­book-Freund­schafts­lis­ten haben wir ja schon des öfte­ren berichtet.

Hier liegt aber der der Fall anders: Ein ehe­ma­li­ger FPÖ-Funk­tio­när, der wegen sei­nes Vor­le­bens aus der FPÖ hin­aus­ge­rutscht ist, rutsch­te wie­der hin­ein – zumin­dest bei den frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mern, weil ihn die Bezirks­par­tei „ver­se­hent­lich“ gefragt habe. Und “unglück­li­cher­wei­se habe den Feh­ler nie­mand bemerkt“ (Kurier), so der FA-Lan­des­ob­mann Püh­rin­ger, der dann auch gleich erklärt, dass die drei­ßig Erst­ge­reih­ten vom Lan­des­prä­si­di­um, die wei­te­ren Kan­di­da­tIn­nen bis Platz 50 von ihm per­sön­lich bestimmt wor­den sei­en und der gro­ße Rest bis Platz 150 ein­fach nicht mehr kon­trol­liert wor­den sei.

Wir ler­nen dar­aus nicht nur, dass die Kan­di­da­tIn­nen­aus­wahl bei den frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mern nichts mit Wahl zu tun hat, son­dern mit Bestim­mung – nicht mit der gött­li­chen, son­dern mit der frei­heit­li­chen! Wir ler­nen aber auch, dass der unbe­stimm­te und nicht kon­trol­lier­te Rest von 100 Kan­di­da­tIn­nen noch ande­re Über­ra­schun­gen bei hin­ein- oder durch­ge­rutsch­ten Kan­di­da­tIn­nen ber­gen könnte.

Dem Blog „Bawe­koll“ ist zunächst ein­mal auf­ge­fal­len, dass das „Ver­se­hen“ der FA auch mit dem Lis­ten­ers­ten zu tun haben könn­te. Der hat im Jahr 2011 zwar sei­nen patrio­tisch täto­wier­ten Bauch auf Face­book prä­sen­tiert, aber trotz beacht­li­chen Volu­mens und Öster­reich-Flag­ge nicht ganz ver­de­cken kön­nen, dass zumin­dest eini­ge sei­ner dama­li­gen FB-Freun­de hef­ti­ge Anhän­ger des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Groß­deutsch­lands waren.

Wir neh­men natür­lich an, dass es sich bei all die­sen FB-Freund­schaf­ten oder auch den musi­ka­li­schen Vor­lie­ben von Man­fred Püh­rin­ger wie­der ein­mal um „durch­ge­rutsch­te“ han­delt . Die jüngs­ten Aus­fäl­le von Püh­rin­ger, der den in Wien ermor­de­ten SPÖ-Gemein­de­rat aus Mond­see als „Hand­gra­na­ten-Tschusch“ dif­fa­mier­te, deu­ten aller­dings das Gegen­teil an.

➡️ Frei­heit­li­che Arbeit­neh­mer OÖ (II): Wei­te­re „Aus­rut­scher“