Treffen rechtsextremer Burschis in München

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Zur Vor­be­rei­tung der Ver­bands­ta­gung des Dach­ver­bands Deut­sche Bur­schen­schaft (DB) in Inns­bruck Ende Novem­ber fin­det die­ses Wochen­en­de in Mün­chen ein Tref­fen der rechts­extre­men Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft (BG) in Mün­chen statt, berich­tet die „Süd­deut­sche Zei­tung“. Die Macht­über­nah­me der extre­men Rech­ten wird immer realistischer.

Die Bur­schen­schaft­li­che Gemein­schaft, 1961 gegrün­det, um die „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ mit den deut­schen Bur­schen­schaf­ten in Öster­reich im Dach­ver­band DB vor­an­zu­trei­ben, ist der­zeit die stärks­te Grup­pie­rung inner­halb der DB. Da Dut­zen­de Bur­schen­schaf­ten inner­halb der letz­ten zwei Jah­re den Dach­ver­band DB wegen des­sen Rechtsd­rall ver­las­sen haben, steht die BG kurz davor, den Dach­ver­band zu majorisieren.

Die Situa­ti­on im Dach­ver­band DB ist der­zeit – zumin­dest für Außen­ste­hen­de – etwas unüber­sicht­lich. Nach Zäh­lun­gen von Insi­dern gibt es unge­fähr 70 akti­ve Bur­schen­schaf­ten (inkl. der öster­rei­chi­schen). Knapp oder rund die Hälf­te davon, dar­un­ter fast alle öster­rei­chi­schen, sind inner­halb der BG organisiert.

In einem Posi­ti­ons­pa­pier der Bur­schen­schaft Ger­ma­nia Ham­burg aus dem Früh­jahr 2013 wird einer­seits ver­sucht, die Domi­nanz der BG her­un­ter­zu­spie­len, ande­rer­seits aber unter Beru­fung dar­auf, dass das „deut­sche Vater­land“ in Gefahr sei, ihre Füh­rungs­rol­le im Kampf gegen die „Lockun­gen des Zeit­geis­tes“ eingefordert:

„Eine star­ke Bur­schen­schaft kann … nicht exis­tie­ren, wenn Wert­vor­stel­lung und Prin­zi­pi­en zuguns­ten höhe­rer Mit­glieds­zah­len auf­ge­ge­ben wer­den“.

Das Ziel der BG ist also das Schrump­fen der Deut­schen Bur­schen­schaft zu einem Ver­band, der den „ech­ten“ Wer­ten ver­pflich­tet ist. Was die BG dar­un­ter ver­steht, skiz­ziert die „Ger­ma­nia“ so:

  • „wah­re bur­schen­schaft­li­che Posi­tio­nen (E.M.Arndt statt Joa­chim Gauck lie­fert die Grund­la­ge für unse­re Über­le­gun­gen zur Lösung der Gegenwartsprobleme),
  • der volks­tums­be­zo­ge­ne Vaterlandsbegriff,
  • der waf­fen­stu­den­ti­sche Standpunkt,
  • das inter­ne und öffent­li­che Auftreten,
  • die vor­be­halt­lo­se Aus­ein­an­der­set­zung mit der Geschich­te sowie die freie Meinungsbildung“.
  • Wir ver­mu­ten, die Beru­fung auf Ernst Moritz Arndt erfolg­te wegen die­ser Aus­füh­rung von ihm:

    „Es wird ja hof­fent­lich ein­mal eine glück­li­che deut­sche Stun­de für die Welt kom­men und auch ein gott­ge­bo­re­ner Held, […] der mit schar­fem Eisen und mit dem schwe­ren Stock, Scep­ter genannt, [das Reich] zu einem gro­ßen wür­di­gen Gan­zen zusam­men­schla­gen kann.“

    Was die ein­ge­for­der­te „freie Mei­nungs­bil­dung“ betrifft, haben wir Ahnun­gen, die eben­falls durch das Posi­ti­ons­pa­pier bestä­tigt werden:

    „Straf­ge­setz­lich fixier­te ‚Mei­nung­de­lik­te‘ und so genann­te ‚poli­ti­cal corr­rect­ness‘ bedro­hen Frei­heit und sozia­le Exis­tenz Anders­den­ken­der“.

    Wie die BG ope­riert, um ihre Zie­le zu errei­chen, wird aus einem älte­ren Doku­ment sicht­bar. Es han­delt sich dabei um eine Mail, die ein BG-Mann 2011 an einen Bur­schen­schaf­ter der „Bri­xia“ in Inns­bruck wei­ter­ge­lei­tet hat:

    „Dis­ku­tiert die Punk­te ruhig mal bei Euch auf dem Haus (ggf. zusam­men mit dem Lokal­pa­trio­ten Sue­via), aber schaut, dass die Gedan­ken nicht zu unse­ren Libe­ra­lin­skis im Ver­band kom­men…. wenn offen­bar „divi­de et impe­re” nicht funk­tio­niert, wie es die BG an die­sem BT pro­biert hat (übri­gens unter Ver­zicht aller per­sön­li­chen Angrif­fe auf Wett­be­werbs­kan­di­da­ten), soll­ten wir uns nun unter der Stra­te­gie (… über­neh­men wir halt den Laden…) auf den kom­men BT vor­be­rei­ten…… Lass uns mal ein bischen die Köp­fe zusam­men­ste­cken, viel­leich zusam­men mit den Teu­to­nen, und nachdenken.“

    Die in der Mail ange­spro­che­nen „Teu­to­nen“ der „Teu­to­nia Wien“ haben mitt­ler­wei­le den Vor­sitz in der Deut­schen Bur­schen­schaft, der Plan zur Über­nah­me des Ladens ist also durch­aus schon auf­ge­gan­gen — abge­se­hen davon, dass die „Gedan­ken“ nicht nur zu den ‚Libe­ra­lin­skis‘, son­dern sogar zu uns durch­ge­drun­gen sind.

    Das Tref­fen der BG an die­sem Wochen­en­de in Mün­chen kann daher durch­aus in dem Sin­ne inter­pre­tiert wer­den, wie es ein Ken­ner der Sze­ne gegen­über der „Süd­deut­schen Zei­tung“ for­mu­liert hat:

    „Da gehe es dar­um, eine Art brau­nen Eli­te-Orden für ganz rech­te Bur­schen­schaf­ter‘” zu for­men“.

    Die Ver­bands­ta­gung der DB in Inns­bruck Ende Novem­ber könn­te der nächs­te Schritt dazu sein.

    Zur Ver­bands­ta­gung in Inns­bruck gibt es auch einen Bericht von Recher­che West und auch Pro­test: eine Demons­tra­ti­on gegen das Tref­fen der DB in Inns­bruck ist für Sams­tag, 30. Novem­ber um 13 h am Land­haus­platz angekündigt.