Die braune Akademie tagte

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Die Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik (AfP) hat also wie­der ein­mal ihre „Poli­ti­sche Aka­de­mie“ abge­hal­ten. Wie gehabt, mit ein­schlä­gi­gen Refe­ren­ten. Zur Ent­span­nung und Auf­lo­cke­rung für das mitt­ler­wei­le nicht nur geal­ter­te, son­dern auch geschrumpf­te Publi­kum gab’s Rei­se­be­rich­te und „Gemein­schafts­ge­sang“.

Wie schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren wur­de der Ver­an­stal­tungs­ort der „Poli­ti­schen Aka­de­mie“ nicht öffent­lich bekannt­ge­ge­ben – ein Erfolg anti­fa­schis­ti­scher Pro­tes­te gegen den brau­nen Auf­trieb. Nur so war es mög­lich, über­haupt einen Ver­an­stal­tungs­ort zu fin­den. Für die „Poli­ti­sche Aka­de­mie“ der AfP vom 18.–20. Okto­ber gab sich heu­er der Gast­hof Mayr in Puck­ing bei Linz her. Ob man dort wuss­te, wer sich da ein­ge­nis­tet hat?

All­zu vie­le Kame­ra­den waren es ja nicht, die dem Ruf der AfP gefolgt sind. Zieht man die Refe­ren­ten ab, blei­ben nur gut zwei Dut­zend übrig, die etwa dem Vor­trag von Richard Melisch („Ein Herz für die Ras­se­for­schung“) gelauscht oder sich den auf­re­gen­den „Licht­bild­vor­trag: Expe­di­ti­on zum Eis­gip­fel Geor­gi­ens“ von Tho­mas Püh­rin­ger gege­ben haben. Noch ein „Fahr­ten­be­richt“ war auf dem Pro­gramm­zet­tel: Sebas­ti­an Obern­dor­fer (Mün­chen) berich­te­te über die „Fahrt zu den Thro­nen der Göt­ter: Indi­en, Paki­stan, Nepal“.


Gott­fried Küs­sel bei der AfP-Aka­de­mie 2006 in Gum­polds­kir­chen, Bild­quel­le

Aber es gab auch noch ande­re span­nen­de The­men. Jür­gen Hösl refe­rier­te zur „Akti­on gegen das Ver­ges­sen“. Es han­delt sich dabei um jenen Jür­gen Hösl-Daum aus Zit­tau, den man seit Okto­ber 2011 ganz offi­zi­ell und gerichts­ge­prüft als Nazi bezeich­nen darf (der-rechte-rand.de). Ein pas­sen­der Refe­rent für die AfP-Akademie!

Der NPD-Funk­tio­när NPD-Uwe Mee­nen, der sich über den „Deut­schen Weg“ aus­brei­te­te, hat die Zuhö­rer, dar­un­ter den Brau­nen von Wels, mit sei­nem Vor­trag ver­zau­bern können.

Ein Höhe­punkt der Ver­an­stal­tung war ver­mut­lich das Refe­rat über den „drit­ten Weg zwi­schen Kapi­ta­lis­mus und Kom­mu­nis­mus“, in dem die FPÖ als „erst­mals stärks­te Par­tei bei den Arbei­tern“ beju­belt wer­den konn­te. Beim ange­ge­be­nen Refe­ren­ten, „LAbg. Anton Gün­thers“, hat die AfP wohl ein biss­chen der Schalk gerit­ten, dafür dürf­ten die wei­te­ren Refe­ren­ten tat­säch­lich unter ihren Klar­na­men refe­riert haben: Marek Tesar (Brünn) über das „Selbst­ver­ständ­nis jun­ger tsche­chi­scher Natio­na­lis­ten“ und Ist­van Nagy (Buda­pest) zum „Marsch der Betro­ge­nen. Ungarn und Euro­pa erwacht“.

Ins­ge­samt die bei AfP-Tagun­gen übli­che Melan­ge also. Gott­fried Küs­sel muss­te ja auch die­ses Jahr aus ver­ständ­li­chen Grün­den pau­sie­ren. Was aber ist mit Abge­sand­ten oder Abge­ord­ne­ten der FPÖ (Johann Gude­nus, Hans-Jörg Jene­wein), die in ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der die Aka­de­mie als Refe­ren­ten beehrten?