Die Partei der Saubermänner (III)

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Wer erin­nert sich heu­te noch, wel­che frei­heit­li­chen Man­da­ta­re in den letz­ten Jah­ren auf­fäl­lig gewor­den sind? Dass es einen frei­heit­li­chen Man­da­tar gab, der zeit­wei­se als Frei­gän­ger einer Jus­tiz­an­stalt sein Man­dat aus­üb­te? Mit unse­rer Auf­lis­tung wol­len wir an die­se Man­da­ta­re erin­nern – als klei­ne Wahl­hil­fe für Vergessliche.

Unter­ho­sen-Test bei Landtagsabgeordnetem

Der dama­li­ge Land­tags­ab­ge­ord­ne­te und stell­ver­tre­ten­de Lan­des­par­tei­ob­mann der FPÖ Nie­der­ös­ter­reich, W. H., stand 2002 im Ver­dacht, zu einem Vater­schafts­test einen „Ver­tre­ter“ geschickt zu haben. Da H. die Vater­schaft zu dem Kind bestritt und sich wei­ger­te, einen wei­te­ren Test abzu­le­gen, woll­te ihm das Gericht „Unter­ho­se und Socken“ abneh­men, um die Vater­schaft durch eine Gen­ana­ly­se fest­stel­len zu können.

In einem Gerichts­ver­fah­ren wur­de zunächst H.s Vater­schaft fest­ge­stellt und er sodann wegen ver­such­ten Betrugs, Miss­brauchs frem­der Aus­wei­se und fal­scher Zeu­gen­aus­sa­ge zu zwei Jah­ren beding­ter Haft ver­ur­teilt. H. , der inner­halb der FPÖ als Rechts­au­ßen galt, trat aus der FPÖ aus und grün­de­te eine eige­ne Liste.

➡️ Par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge zu Schmutz­wä­sche und Unterhosentest

Pro­zess wegen schwe­ren sexu­el­len Miss­brauchs nach der Wahl

Der Kan­di­dat des BZÖ für die Natio­nal­rats­wah­len 2008, Erich. F. aus Nie­der­ös­ter­reich, muss­te sich nur weni­ge Tage nach der Wahl wegen des Vor­wurfs der ver­such­ten Ver­ge­wal­ti­gung, des schwe­ren sexu­el­len Miss­brauchs von Unmün­di­gen, der por­no­gra­phi­schen Dar­stel­lung Min­der­jäh­ri­ger und des Miss­brauchs eines Auto­ri­täts­ver­hält­nis­ses vor einem Schöf­fen­ge­richt verantworten.

Der BZÖ-Kan­di­dat kün­dig­te schon vor­her gegen­über den „NÖN“ an, auf sei­ne Kan­di­da­tur zu „ver­zich­ten“ und bezeich­ne­te die Vor­wür­fe als „Ver­schwö­rung von Jugend­li­chen in psych­ia­tri­scher Behand­lung“. Das Gericht folg­te die­ser Argu­men­ta­ti­on nicht und ver­ur­teil­te den Kan­di­da­ten zu vier Jah­ren Haft. Das Urteil der ers­ten Instanz wur­de zwar 2009 in der Beru­fung bestä­tigt, der Ver­ur­teil­te muss­te aber den­noch nicht in Haft, weil ihm ein Gerichts­gut­ach­ter Haft­un­fä­hig­keit wegen „Klaus­tro­pho­bie und depres­si­ver Stö­rung“ bestätigte.

Als Anfang Mai 2011 neu­er­lich anony­me Anzei­gen gegen den Pädo­phi­len ein­lang­ten, wur­de in einer Haus­durch­su­chung umfang­rei­ches kin­der­por­no­gra­phi­sches Mate­ri­al sicher­ge­stellt. Erich F., der als Pri­vat­leh­rer und Mas­seur tätig war, hat­te mit Hero­in und Dro­hun­gen Jugend­li­che gefü­gig gemacht und Vide­os gedreht. Wie sich her­aus­stell­te, hat­te er sogar ver­sucht, sei­ne frü­he­ren Opfer (aus dem Pro­zess von 2008) zur Rück­nah­me ihrer Aus­sa­gen zu nötigen.

Im April 2013 wur­de F. wegen mehr­fa­chen sexu­el­len Miss­brauchs und Her­stel­lung von Kin­der­por­nos zu 14 Jah­ren und sechs Mona­ten Frei­heits­stra­fe und anschlie­ßen­der Ein­wei­sung in eine Anstalt für geis­tig abnor­me Rechts­bre­cher verurteilt.

Exe­ku­tor im Hohen Haus

Der FPÖ‑, dann BZÖ- und bis vor kur­zem FPK-Poli­ti­ker Mar­tin Strutz war nach eige­nen Anga­ben im Jahr 2009 fast plei­te: „Ja, mein Kon­to ist gesperrt. Ich bin mit Unter­halts­zah­lun­gen hin­ten.“ Strutz schul­det sei­ner Ex-Gat­tin Unter­halt in der Höhe von rund 30.000 Euro. („Heu­te“, 30.6.2009) Ste­fan Petz­ner, sein BZÖ-Kol­le­ge von 2009, behaup­te­te 2010, dass die FPK viel­leicht die Schul­den von Strutz mit Steu­er- oder Par­tei­gel­dern getilgt hät­te. Strutz demen­tier­te und kün­dig­te Kla­ge an. (Kro­ne Kärn­ten, 13.3.2010)

2011 berich­tet „News“ (17.11.2011) neu­er­lich von Strutz‘ Pro­ble­men mit dem Unter­halt. Dem­nach hat­te der Abge­ord­ne­te zum Natio­nal­rat Unter­halts­rück­stän­de von rund 15.000 Euro und lau­fen­de Unter­halts­zah­lun­gen für drei Kin­der offen, die zu einer Gehalts­exe­ku­ti­on bei der Par­la­ments­di­rek­ti­on geführt hat­ten. Auch ande­re For­de­run­gen in erheb­li­cher Höhe waren ange­mel­det. Strutz begrün­de­te letz­te­re mit einer Bürg­schaft für einen Freund, die ihn in die­se Lage gebracht hät­te und kün­dig­te an, dass er über Umschul­dun­gen alle sei­ne Ver­pflich­tun­gen til­gen werde.

Par­tei­steu­er vor Unterhalt

Im Unter­schied zu Mar­tin Strutz („Ja, ich bin mit die­sen Über­wei­sun­gen im Ver­zug. Das tut mir auch sehr leid“) hat­te Wer­ner Königs­ho­fer, Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter der FPÖ, 2010 ein grund­sätz­li­ches Pro­blem mit den Unter­halts­ver­pflich­tun­gen für sei­ne bei­den Töch­ter: „Viel zu viel Geld!“ (Kro­ne Tirol, 18.3.2010) Der FPÖ-Rechts­au­ßen, durch het­ze­ri­sche Aus­sa­gen spä­ter so auf­fäl­lig gewor­den, dass ihn die Par­tei 2011 aus­schloss, begrün­det sei­ne Wei­ge­rung, den fest­ge­setz­ten Unter­halt zu bezah­len, damit, dass er von sei­nen 4.400 Euro net­to als Abge­ord­ne­ter ja schon 1.000 Euro an den Klub und 500 Euro an die Tiro­ler Par­tei ablie­fern müs­se. Ab 2008 wur­de des­halb sein Ein­kom­men als Abge­ord­ne­ter gepfändet.

Da Königs­ho­fer damals auch noch Ein­künf­te als Ver­mö­gens­be­ra­ter erwirt­schaf­te­te, wur­de ein Gut­ach­ter beauf­tragt, die Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se zu durch­leuch­ten. Wel­che Schluss­fol­ge­run­gen das Gericht aus dem Gut­ach­ten gezo­gen hat, ist lei­der nicht bekannt.

➡️ Die Par­tei der Sau­ber­män­ner (I)
➡️ Die Par­tei der Sau­ber­män­ner (II)
➡️ Die Par­tei der Sau­ber­män­ner (IV)