Ein „deutscher Reichsbürger“ mit Kontakten

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Mein­olf Schön­born ist kei­ner, der mit sei­nen Ansich­ten zurück­hält. Auf Face­book hat er ein Kon­to, wo er sich als „Deut­scher Reichs­bür­ger“ vor­stellt und in einem lan­gen Ser­mon über die Polit­jus­tiz in Deutsch­land jam­mert. Bei Schön­born, der in den 1990er-Jah­ren Chef der mili­tan­ten Neo­na­zi-Grup­pe Natio­na­lis­ti­sche Front war, gab es im Juli eine Hausdurchsuchung.

Schön­born (57) ist schon lan­ge in der Neo­na­zi-Sze­ne aktiv. In den 1980er-Jah­ren war er zunächst noch bei der NPD und deren Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on Jun­ge Natio­nal­de­mo­kra­ten aktiv, grün­de­te dann aber nach sei­nem Aus­schluss die Natio­na­lis­ti­sche Front (NF) mit, deren Chef er in der Fol­ge wur­de. Die Natio­na­lis­ti­sche Front war bis zu ihrem Ver­bot am 27. Novem­ber 1992 die bedeu­tends­te, zuneh­mend auf Mili­tanz ori­en­tier­te neo­na­zis­ti­sche Grup­pe. Übri­gens mit bes­ten Ver­bin­dun­gen nach Öster­reich. Das Deut­sche Kul­tur­werk der Lis­beth Gro­lit­sch in Graz war einer der För­de­rer der NF und der mitt­ler­wei­le nach Öster­reich zurück­ge­kehr­te Paint­ball-Part­ner von Heinz-Chris­ti­an Stra­che, Andre­as Thier­ry, galt als einer der Verbindungsmänner.

1991 lei­te­te ein Zufalls­fund bei der „Gäs­te­wo­che“ des Deut­schen Kul­tur­werks am Pichl­mayr­hof im stei­ri­schen Enns­tal das Ver­bot der NF ein. Bei einem Teil­neh­mer aus Bie­le­feld, gegen den ein Auf­ent­halts­ver­bot erlas­sen wur­de, fan­den Beam­te der Sicher­heits­di­rek­ti­on eine Bro­schü­re von Mein­olf Schön­born, in der die Waf­fen-SS als Vor­bild für den Kampf, der jetzt här­ter wür­de, geprie­sen wur­de. Wich­tigs­tes Ele­ment der Bro­schü­re, für die Mein­olf Schön­born ver­ant­wort­lich zeich­ne­te, war aber, dass der Auf­bau eines Natio­na­len Ein­satz­kom­man­dos, also einer para­mi­li­tä­ri­schen Struk­tur, mit etli­chen Ein­zel­hei­ten beschrie­ben wur­de. Prak­ti­scher­wei­se war Schön­born vor Ort. Als das Lan­des­ge­richt Leo­ben gegen Schön­born einen Haft­be­fehl erließ und Beam­te aus­rück­ten, um Schön­born fest­zu­neh­men, wur­den sie von Schu­lungs­teil­neh­mern dar­an gehin­dert: Schön­born konn­te flüch­ten, für sei­ne Flucht­hel­fer gab es kei­ne Konsequenzen.


Mein­olf Schön­born bewirbt „Blood & Honour”

Wenigs­tens aber wuss­ten die Sicher­heits­be­hör­den Bescheid über die ille­ga­len para­mi­li­tä­ri­schen Struk­tu­ren. Das Ver­bot der NF 1992 hin­der­te Schön­born nicht dar­an, sei­ne poli­ti­sche und kom­mer­zi­el­le Arbeit im Neo­na­zi-Bereich fort­zu­set­zen. Mit der Zeit­schrift Klar­text und einem rechts­extre­men Musik­ver­sand finan­zier­te er sich und sei­ne poli­ti­schen Akti­vi­tä­ten wei­ter, bis er 1994 eine Ankla­ge wegen Fort­füh­rung einer ver­bo­te­nen Orga­ni­sa­ti­on erhielt. 1995 wur­de er zu zwei Jah­ren und drei Mona­ten Haft ohne Bewäh­rung verurteilt.

In den Jah­ren nach sei­ner Haft­ent­las­sung muss­te Schön­born etwas lei­ser auf­tre­ten – auch wegen der gericht­li­chen Auf­la­gen. Er wid­me­te sich neu­er­lich der kom­mer­zi­el­len Sei­te im Neo­na­zi-Busi­ness und bau­te den Z‑Versand auf. In den letz­ten Jah­ren ist Schön­born deut­lich akti­ver gewor­den. Seit 2005 ist er im Umfeld des Col­le­gi­um Huma­n­um der Neo­na­zi-Oma Ursu­la Haver­beck aktiv. 2006 wur­de er wegen Volks­ver­het­zung zu 18 Mona­ten Haft auf Bewäh­rung ver­ur­teilt – er hat­te Flug­blät­ter der Reichs­bür­ger des Neo­na­zi Horst Mahler ver­brei­tet. Dem Gericht ver­si­cher­te er, nicht mehr aktiv wer­den zu wol­len. Das Ver­spre­chen hielt nur kurz. Anfang 2007 rief er „Akti­vis­ten zur Befrei­ung Deutsch­lands“ zum Kame­rad­schafts­tref­fen in das Col­le­gi­um Huma­n­um, wo er bis zu des­sen Ver­bot 2008 auch noch wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen abhielt. Obwohl Schön­born, das „Steh­auf­männ­chen des Neo­na­zis­mus“ nach Ein­schät­zung von NRW rechts­au­ßen, mitt­ler­wei­le weder poli­tisch noch kom­mer­zi­ell beson­ders erfolg­reich werkt, ver­such­te er 2012 mit dem geplan­ten Ankauf eines Schu­lungs­zen­trums in Herz­berg (Bran­den­burg) und der Neu­en Ord­nung Fuß zu fassen.


Web­site der „Neu­en Ordnung”