Strache: Die Nase eines BankersLesezeit: 3 Minuten

Ban­ken spie­len in der der­zei­ti­gen Kri­se der Wirt­schaft eine ent­schei­den­de Rol­le: als Ver­ur­sa­cher, als Moto­ren, als Pro­fi­teu­re der Kri­se. Wenn aber in einer Kari­ka­tur der Ban­ker mit „jüdi­scher“ Haken­na­se und David­ster­nen dar­ge­stellt wird, dann geht es dabei nicht um eine Dis­kus­si­on über die Rol­le von Ban­ken, son­dern um die Bedie­nung eines anti­se­mi­ti­schen Kli­schees. Heinz-Chris­­ti­an Strache […]

19. Aug 2012

Es ist nicht der Text des Stra­che-Pos­tings vom 18. August, der im übli­chen frei­heit­li­chen Kau­der­welsch Rot, Schwarz und die „grü­nen Hel­fer­leins“ der Umver­tei­lung zu den Ban­ken und des „Öster­reich-Ver­rats“ beschul­digt, son­dern die Kari­ka­tur, die das anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­typ des „Bank­ju­den“ dar­stellt: Haken­na­se und drei David­ster­ne als Man­schet­ten­knöp­fe. Zufall? Bös­wil­li­ge Inter­pre­ta­ti­on? Typisch links­lin­ke Ver­dre­hun­gen? Wohl kaum!


Anti­se­mi­ti­sche Kari­ka­tur auf Stra­ches Face­book-Sei­te und zum Ver­gleich die – eben­falls pro­ble­ma­ti­sche – ori­gi­na­le Kari­ka­tur auf Stra­ches Facebook-Seite:

Die Online-Aus­ga­be von „News“ hat die wich­tigs­ten Fak­ten zur „irri­tie­ren­den Face­book-Kari­ka­tur“ zusammengetragen.

Die Kari­ka­tur, die Stra­che ver­wen­det, ist über die Bild­su­che TinEye.com in 49 Inter­net-Bei­trä­gen zu fin­den. Aller­dings mit einem wesent­li­chen Unter­schied: Die Nase des Ban­kers ist über­all eine Knol­len­na­se, kei­ne Haken­na­se! Die Knöp­fe am Sak­ko sind weiß und kei­ne sti­li­sier­ten David­ster­ne. Die Signa­tur des Car­too­nis­ten ist aller­dings die glei­che. Das Ori­gi­nal wur­de in zwei wesent­li­chen Details ver­fälscht, um der Dar­stel­lung des Ban­kers Signi­fi­kanz zu geben. Die „ras­si­sche“ Zuord­nung des Ban­kers wird durch Haken­na­se und Knöp­fe ein­deu­tig. News hat über die Bil­der­su­che von Goog­le als mög­li­che Quel­le für die ver­fälsch­te, anti­se­mi­ti­sche Vari­an­te den rechts­extre­men Blog volksbetrug.net aus­ge­macht. Dort ist die ein­deu­tig anti­se­mi­ti­sche Vari­an­te jeden­falls seit dem 10. Juni 2012 zu finden.


Anti­se­mi­ti­sche Kari­ka­tur im glei­chen Stil wie das Bild auf Stra­ches Facebook-Seite

Wenn man genau ver­gleicht, wird man noch ein drit­tes geän­der­tes Merk­mal fest­stel­len: das Auge des Ban­kers. Im Ori­gi­nal ist es auf sein üppi­ges Essen gerich­tet, in der Ver­si­on bei HC Stra­che fixiert es sein Gegen­über: das hun­gern­de Volk.

Wie­der Zufall? Noch eine bös­wil­li­ge Inter­pre­ta­ti­on? In dem „Stürmer“-Buch von Ernst Hie­mer (Haupt­schrift­lei­ter des „Stür­mer“) „Der Gift­pilz“ wird neben Nase („Juden­sech­ser) und Lip­pen auch das Auge als typisch jüdi­sches Merk­mal aus­ge­macht: „Und an den Augen erkennt man den Juden auch. Sei­ne Augen­li­der sind meis­tens dicker und flei­schi­ger als die unse­ren. Der Blick des Juden ist lau­ernd und ste­chend. Man sieht ihm schon an, dass er ein fal­scher ver­lo­ge­ner Mensch ist.“

Was Stra­che über sei­ne Kari­ka­tur anbie­tet, ist ein­deu­tig das anti­se­mi­ti­sche Zerr­bild des „Bank­ju­den“. Das „raf­fen­de“ (jüdi­sche) Kapi­tal war ein ideo­lo­gi­sches Kon­strukt des Natio­nal­so­zia­lis­mus, mit dem die Ent­eig­nung, Ver­trei­bung und Ver­nich­tung der Juden gerecht­fer­tigt wur­de. Kann man so igno­rant sein, um den anti­se­mi­ti­schen Hetz­stil nicht zu erkennen?

Natür­lich nicht. Eini­ge Pos­ter auf Stra­ches FB-Kon­to haben das auch bemerkt. Stra­che hat mitt­ler­wei­le auf die anschwel­len­de Kri­tik reagiert, sei­nen anti­se­mi­ti­schen Car­toon, den er von einem ande­ren User erhal­ten haben will, gegen das – eben­falls ziem­lich dümm­li­che – Ori­gi­nal aus­ge­tauscht und mit dem übli­chen wei­ner­li­chen Kom­men­tar ver­se­hen: Er dul­de kei­nen Anti­se­mi­tis­mus, für ihn sei weder das Ori­gi­nal noch Kopie anti­se­mi­tisch: „Sachen gibt es. Manch­mal ver­liert man völ­lig den Glau­ben an die Ver­nunft des poli­ti­schen Mit­be­wer­bers und man­cher Jour­na­lis­ten (…) wenn ich einen Car­toon dazu ver­lin­ke, den ein ande­rer User gepos­tet hat, wird mir auf ein­mal Anti­se­mi­tis­mus unter­stellt. Das ist mehr als per­fid.“ Und zum krö­nen­den Abschluss: „Etwas mehr Sen­si­bi­li­tät und auch Qua­li­tät täte dem einen oder ande­ren Jour­na­lis­ten und auch Poli­ti­ker nicht schlecht.” 

Wei­ter mit:
bawe­koll — Wer ins Klo greift, hat danach…

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