Die FPÖ und das “Referenzschreiben” — Fortsetzung

Lesezeit: 3 Minuten

Ges­tern berich­te­ten wir wie­der ein­mal über den Sicher­heits­re­fe­ren­ten der Wie­ner FPÖ, Gerald Zieh­freund. Der frei­heit­li­che Sicher­heits­re­fe­rent oder Chauf­feur von Klub­ob­mann Gude­nus muss­te wegen einer rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung zu 15 Mona­ten bedingt aus dem Poli­zei­dienst aus­schei­den. Die Ver­ur­tei­lung erfolg­te wegen Kör­per­ver­let­zung und Amtsmissbrauch.

Die FPÖ prä­sen­tier­te ein Refe­renz­schrei­ben, dass Zieh­freund „her­vor­ra­gen­den Leis­tun­gen” und der “jeder­zeit extrem guten Zusam­men­ar­beit” beschei­nigt. Merk­wür­dig nur: In der Beant­wor­tung einer Anfra­ge ver­neint die Innen­mi­nis­te­rin, dass es je ein sol­ches Refe­renz­schrei­ben gege­ben habe. Laut Karl Heinz Grund­böck, Spre­cher von Innen­mi­nis­te­rin Mikl-Leit­ner, „ergab eine inter­ne Prü­fung, dass die­ses Schrei­ben sicher nicht aus dem Innen­mi­nis­te­ri­um stam­me. Es tra­ge weder eine Geschäfts­zahl noch eine Unter­schrift eines befug­ten Bediens­te­ten, Form und Inhalt wür­den zudem nicht den übli­chen Akten­vor­gän­gen im Innen­mi­nis­te­ri­um ent­spre­chen”. (Quel­le: ORF-Online, 27. Juli 2012)


↳ NEWS — FPÖ: Ver­ur­teil­ter Sicherheitsreferent
-

David Ellen­sohn, Klub­ob­mann der Grü­nen Wien, stellt fest: „Öster­reich lei­det am Erbe von Schwarz/Blau/Orange. Die Cau­sa Rum­pold, die Cau­sa Birn­ba­cher, vor­her die BUWOG und so wei­ter: Das Ver­trau­en der Öster­rei­che­rin­nen und Öster­rei­cher in die Poli­tik ist auf einem Tiefst­stand ange­langt. Die Wie­ner FPÖ trägt ihren Teil zum Sit­ten­bild bei. Es ist ja schon fast fad. Das Wort­paar „FPÖ” und „Unschulds­ver­mu­tung” taucht mitt­ler­wei­le dau­ernd zusam­men auf. Wir for­dern von der FPÖ die voll­stän­di­ge Auf­klä­rung auch hin­sicht­lich der straf­recht­li­chen Rele­vanz die­ses Fal­les. Man soll staf­ge­richt­lich Ver­ur­teil­ten hel­fen, damit die­se ler­nen, ein nor­ma­les Leben ohne Kri­mi­na­li­tät zu füh­ren. Wenn dabei gleich wie­der mit einem „Emp­feh­lungs­schrei­ben” des Innen­mi­nis­te­ri­ums agiert wird, wel­ches das Minis­te­ri­um als Fäl­schung bezeich­net, dann ist das kon­tra­pro­duk­tiv und kein Zei­chen eines viel­ver­spre­chen­den Neu­starts”.

Die FPÖ hat dage­gen einen Fäl­schungs­ver­dacht zurück­ge­wie­sen. Nun dürf­te das Rät­sel um das äußerst posi­ti­ve Refe­renz­schrei­ben für den ver­ur­teil­ten Ex-Poli­zis­ten gelöst sein. Die­ses Schrei­ben sei tat­säch­lich von einer Beam­tin des Innen­mi­nis­te­ri­ums unter­zeich­net wor­den, hieß es aus dem Innen­mi­nis­te­ri­um: „Es han­delt sich jedoch nicht um ein regu­lä­res Schrei­ben des Innen­mi­nis­te­ri­ums, viel­mehr ist die­ses Schrei­ben als wider­recht­li­ches Gefäl­lig­keits­schrei­ben zu betrach­ten, bei dem miss­bräuch­lich der Brief­kopf des Innen­mi­nis­te­ri­ums ver­wen­det wur­de.” Gegen die Frau wer­den ent­spre­chen­de recht­li­che Schrit­te ein­ge­lei­tet”, berich­tet die APA.


„Pres­se­spre­cher Got­scha­cher: „Ihr seid Frei­wild für uns””; ↳ FPÖ: Prü­gel­af­fä­re um Partei-Chauffeur
-

Was bleibt sind mehr Fra­gen als Ant­wor­ten: Wie kam es dazu, dass eine Beam­tin des Innen­mi­nis­te­ri­um ein wider­recht­li­ches Gefäl­lig­keits­schrei­ben, mit der miss­bräuch­li­chen Ver­wen­dung des Brief­kopf des Innen­mi­nis­te­ri­ums, für einen FPÖ-Mit­ar­bei­ter unter­zeich­ne­te? Hat der Pres­se­spre­cher der FPÖ Medi­en, die über die Cau­sa berich­ten, tat­säch­lich zu „Frei­wild” erklärt? Ver­tei­digt der FPÖ-Jugend­spre­cher Domi­nik Nepp den FP-Sicher­heits­re­fe­ren­ten ernst­haft mit den Wor­ten: „Am liebs­ten wür­den die Grü­nen alle Gefäng­nis­to­re öff­nen und sämt­li­chen Insas­sen eine zwei­te, drit­te oder vier­te Chan­ce geben. „Umso mehr über­rascht es mich, dass Ellen­sohn aus­ge­rech­net die Het­ze gegen einen FPÖ-Par­tei­an­ge­stell­ten unre­flek­tiert unter­stützt””. Stellt Nepp also tat­säch­lich eine — wenn auch nur argu­men­ta­ti­ve — Ver­bin­dung zwi­schen einem FPÖ-Mit­ar­bei­ter, mit dem Zustän­dig­keits­be­reich „Sicher­heit” und „sämt­li­chen Insas­sen” von Gefäng­nis­sen her?

kurier.at — FPÖ: Prü­gel­af­fä­re um Partei-Chauffeur
orf.at — FPÖ: Wir­bel um Referenzschreiben
Wiki­Leaks — Ras­sis­mus und Miss­brauch durch Bezirks­in­spek­tor Donau­stadt, 2007 (Bescheid des Unab­hän­gi­gen Ver­wal­tungs­se­nats Wien vom 05.12.2007 sowie 2 Audio­mit­schnit­te von Anru­fen beim Poli­zei­not­ruf vom 24.06.2007)
albertsteinhauser.at — Frei­heit­li­cher Sicher­heits­re­fe­rent als ver­ur­teil­ter Prügelpolizist?
NEWS — FPÖ: Ver­ur­teil­ter Sicherheitsreferent
derstandard.at/APA — Sicher­heits­re­fe­rent der Wie­ner FPÖ vorbestraft