Braunau (OÖ) Teil V: SFK und „Paulchen Panther“

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Die rechts­extre­me Sze­ne in und um Braunau/Inn ist breit gefä­chert, und sie ist sehr aktiv. Brau­nau­er Neo­na­zis nah­men im Jän­ner 2012 an einem Auf­marsch bay­ri­scher Neo­na­zis in Mühldorf/Inn teil. Erst vor weni­gen Tagen soll in Brau­nau selbst eine Flug­blatt-Akti­on der hei­mi­schen Neo­na­zis statt­ge­fun­den haben.

„Wider­stand­Brau­nau“ ist zwar ein ziem­lich ein­sa­mer Nazi-Blog, aber sehr deut­lich in Spra­che und Bild. Seit Dezem­ber 2011 wer­den über den Blog Bot­schaf­ten abge­setzt. „Paul­chen Pan­ther“, auch das Mas­kott­chen der Nazi-Ter­ror-Grup­pe NSU, taucht am 22. Dezem­ber in einem Bei­trag zu Ange­la Mer­kel, die als „Gam­mel­fleisch“ bezeich­net wird, auf. Vor weni­gen Tagen will „Wider­stand­Brau­nau“ auf die Stra­ßen gegan­gen sein, um mit Flug­blät­tern für die Abschie­bung „kri­mi­nel­ler“ Aus­län­der Stim­mung zu machen.

Hotspot Braunau

2009 doku­men­tier­te Alpen-Donau.info eine Flug­blatt­ak­ti­on in Brau­nau. Auch die AfP berich­tet über Flug­blatt­ak­tio­nen. Die NVP des Robert Fal­ler will 2009, zwei Tage vor Hit­lers Geburts­tag, auch auf­mar­schie­ren, schei­tert aber an den Behör­den. Die Ver­su­che der NVP, sich in Brau­nau mit einem „Patrioten“-Stammtisch zu ver­an­kern, ver­san­den eben­falls. Neu­er­dings ver­sucht die HPÖ, im brau­nen Sumpf zu fischen.

Die Neo­na­zi-Sze­ne in Brau­nau ori­en­tiert sich aber weni­ger an Par­tei­en, son­dern eher an locke­ren Struk­tu­ren, wie das Bei­spiel des „Sturm­füh­rer­kom­man­do“ (SFK) zeigt. SFK Sac­ca­ra, SFK Loki, SFK Züna, SFK Wotan, SFK Jen­ny, SFK But­cher, SFK Kahl­kopf, SFK Dave Blut­rausch und – zeit­wei­se – auch Manu­el SFK Kol­ler, der in ande­ren Zusam­men­hän­gen eben­falls tätig ist. Nicht alle sind aus Brau­nau und Umge­bung, ein­zel­ne sind Deut­sche – die Ver­bin­dun­gen sind gut, man besucht sich auch gegenseitig.

Auf Face­book sind die Brau­nen aus Brau­nau auch mit ziem­lich ein­deu­ti­gen (manch­mal auch wech­seln­den) Nick­na­mes, Sprü­chen und Fotos unter­wegs. Ost­mark Giirl, Mär­ty­rer fürs Reich, Schwar­ze See­le, Adler der Frei­heit, Deut­scher Stolz, Andie Knar­re, Deut­scher Sol­dat, Radi Kal, Odins Son, So Odin nen­nen wir wegen ihrer bezeich­nen­den Nick­na­mes. Ande­re posie­ren mit vol­lem Namen auf ihren Fotos mit Hit­ler-Gruß, mit SS-Runen, mit Tat­toos wie „Ost­mark“.

Auch bei ihren Pos­tings ken­nen sie kei­ne Zurück­hal­tung. Han­nes A. etwa: “Ein ju*e soll­te wie eine lam­pe sein hän­gen bei tag und bren­nen bei nacht“. Zwan­zig „Gefällt mir“ gibt’s dafür! Auch deut­li­che Droh­bot­schaf­ten gegen­über Anti­fas wer­den in Umlauf gebracht:

„der größ­te zeck von brau­nau (…) der hän­ker war­tet schon (…) sein gal­gen ist gezim­mert!!!!! er hängt schon nur weiß er es noch nicht (…) I hättn eh vor 2 wochn scho­moi gsuacht… oba iatz wiss ma eh scho wo a dahorm is (…) mon­che typen bet­teln dar­um das mas aus­schoit iagendwonn is mei geduld a goa”

Von der ver­ba­len Gewalt und Het­ze bis zur offe­nen ist es nicht weit. 2008 ran­da­lier­ten rund 25 Neo­na­zis bei einem Kon­zert der KJÖ, 2011 atta­ckier­te ein bekann­ter Rechts­extre­mer am Stadt­platz in Brau­nau eine ihm unbe­kann­te Schü­le­rin mit Pfef­fer­spray. Im glei­chen Jahr wird auch die selt­sa­me Geschich­te des Jungna­zi öffent­lich, der sich mit einem Fleisch­klop­fer die Hand zer­trüm­mert und einen Migran­ten der Tat beschul­digt und dafür auch ver­ur­teilt wurde.

Die KJÖ hat in ihrem gemein­sam mit dem Info­la­den Wels ver­fer­tig­ten Dos­sier über Neo­na­zis in Brau­nau auch eine beein­dru­cken­de Foto­ga­le­rie ver­öf­fent­licht. Das Bünd­nis „Brau­nau gegen Rechts“ ruft für den 14. April zu einer Demons­tra­ti­on gegen rech­te Gewalt auf.

➡️ Brau­nau (OÖ): Hot­spot der Neo­na­zis (I)
➡️ Braunau(OÖ): “Die Jungs aus der Hit­ler­stadt“ (II)
➡️ Brau­nau (OÖ): Zwi­schen­stopp beim feu­ri­gen RFJ (III)
➡️ Brau­nau (OÖ): Von den Brau­nen Brü­dern zu den Bier­büf­feln (IV)

Wei­te­re Infos:
➡️ Der Stan­dard: Eine brau­ne Hoch­burg mit vie­len Zinnen