Rechte mobben für die Bundeshymne

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Das Vor­ha­ben ist gewagt. Am 29. Juli wol­len sich aller­lei Men­schen vor dem Par­la­ment am Ring zu einem Flash­mob für die Bun­des­hym­ne ver­sam­meln. Die Lis­te derer, die das Vor­ha­ben unter­stüt­zen, ist illus­ter. Auf der Face­book-Sei­te „Gegen die Ände­rung der Bun­des­hym­ne“ sind unter den Zusa­gen ganz vor­ne gelis­tet: Mario Carac­cio­lo, Scha­dau­er Wie­ner­blut­eins, Don Sata­nas, der unver­meid­li­che Andre­as Kelt­scha und Andrea Reich­art etwa. Was haben die mit der Bun­des­hym­ne am Hut?Ein lus­ti­ger Flash­mob kün­digt sich an! Andrea Kell­ner kann nicht teil­neh­men, weil sie an einer FPÖ-Bezirks­par­tei­lei­tungs­sit­zung teil­neh­men muss und schreibt dazu: „Heul” Dafür hat sich Andrea Kdol­sky ange­sagt. Hat sie wirk­lich selbst zuge­sagt? Ex-Gesund­heits­mi­nis­te­rin (ÖVP) mobbt gegen Ex-Gesund­heits­mi­nis­te­rin (ÖVP)? Spannend!

Aber das ist nicht das ein­zi­ge Pro­blem. Mario Carac­cio­lo, der sei­ne ein­schlä­gi­gen Vor­lie­ben für Groß­deutsch­land und Rudolf Heß auf sei­nem per­sön­li­chen Face­book-Kon­to offen­bart, hat es mit einem schmet­tern­den Auf­ruf ver­sucht („Ein Muss für alle anstän­di­gen Patrio­ten“) und sich gleich einen Korb ein­ge­han­delt: „Also ich bin dafür das [sic!] wir frau­en da auch vorkommen!”

Andrea Reich­art hat ein noch grö­ße­res Pro­blem: Ihre Freun­de wol­len sich nicht für die öster­rei­chi­sche Bun­des­hym­ne mobi­li­sie­ren las­sen. Das bringt Reich­art, die sich in ihrem Face­book-Pro­fil als „stol­ze Natio­nal­so­zia­lis­tin“ bezeich­net (wie dem Blog Bawe­koll zu ent­neh­men ist), ganz schön auf die Pal­me: „Ich bin ver­är­gert. Ernst­haft. Stän­dig höre ich: wozu soll ich beim Flash­mob erschei­nen, wenn das sowie­so nicht „mei­ne“ Hym­ne ist usw. Ver­dammt noch mal, wenn die Paro­le erschei­nen lau­tet, kann das doch kein so gewal­ti­ges Pro­blem sein, sich wo für eine hal­be Stun­de mit sei­nen Freun­den zu treffen?“

Aber eini­ge ihrer rechts­extre­men Freun­de bocken gewal­tig. Gus­tav McGu hält die „scheiss hym­ne“ für „so was von unwich­tig“ und will sich auch nicht bekla­gen, wenn über die Femi­ni­sie­rung der Hym­ne auch der Staat gleich mitfällt.

Don Sata­nas, wie Gus­tav McGu ein Fan der „Kame­rad­schaft Hei­mat­front“, will hin­ge­gen so wie Scha­dau­er Wie­ner­blut­eins am Flash­mob für die öster­rei­chi­sche Bun­des­hym­ne in der männ­li­chen Form teil­neh­men. Sei­nen Face­book-Account hat Don der­zeit mit einem But­ton „140 Jah­re Deut­sches Reich“ auf­ge­motzt, damit alle wis­sen, wo er wirk­lich steht, wenn er für die öster­rei­chi­sche Bun­des­hym­ne mobbt.

Und wer orga­ni­siert den Flash­mob? Alex Amin­ger hat den flam­men­den Appell gegen die „Umtex­t­ung” unse­rer „öster­rei­chi­schen Geschich­te und Tra­di­ti­on“ ver­fasst, der nicht nur in einem ziem­lich holp­ri­gen Deutsch daher­kommt, son­dern auch inhalt­lich ziem­lich stol­pert (ver­glei­che Punkt 1 und 3!). Das kann einen auf­stre­ben­den frei­heit­li­chen Jung­funk­tio­när, der noch vor Kur­zem im geg­ne­ri­schen BZÖ behei­ma­tet war, natür­lich nicht küm­mern. Irgend­wie dürf­te er aber doch an den Geis­tern, die er rief, zwei­feln und hat des­halb einen Nach­trag zu sei­nem Appell geschrieben:

Ich will deut­lich dar­auf hin­wei­sen, dass ich bei die­sem Zusam­men­tref­fen kei­ne Ran­da­len, Ver­schmut­zun­gen, mut­wil­li­ge Zer­stö­rung öffent­li­cher Gegen­stän­de und sons­ti­ger Straf­ba­rer Hand­lun­gen sehen möch­te. Denn das ist defi­ni­tiv nicht unser Ziel! Wei­ters will ich nicht das irgend­wel­che Poli­ti­schen „Rand­grup­pen” mei­nen sich unse­rem Flash­mob anzu­schlie­ßen, wenn der Grund nur dar­in besteht Ärger zu machen oder Unru­he zu stif­ten! Ich möch­te nicht das wir nega­tiv in die Schlag­zei­len kom­men oder gar jeman­dem etwas pas­siert! Helft mit und macht die­sen FLASHMOB zu eurem Bei­trag an der Öster­rei­chi­schen Politik!

Amin­gers Bei­trag „an“ der öster­rei­chi­schen Poli­tik könn­te lokal so wesent­lich wer­den wie die Frie­dens­in­itia­ti­ve von Lazar und Stra­che in Liby­en inter­na­tio­nal. Der Flash­mob soll übri­gens mit dem Absin­gen der ers­ten Stro­phe „unse­rer ori­gi­na­len Bun­des­hym­ne“ been­det wer­den – hof­fent­lich erwi­schen die Teil­neh­me­rIn­nen nicht nur den rich­ti­gen Ton, son­dern auch die rich­ti­ge Hymne!

Sie­he auch: bawe­koll — Das wah­re Gesicht des rech­ten Randes!