Wien/Brno: Neonazi-Provokation am Tag der Arbeit

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Die neo­na­zis­ti­sche „Arbei­ter­par­tei für sozia­le Gerech­tig­keit“ (DSSS) Tsche­chi­ens will am 1. Mai 2011 in Brno auf­mar­schie­ren. Eine Pro­vo­ka­ti­on mit öster­rei­chi­scher Betei­li­gung, denn der frisch fusio­nier­te NVP-Mann Gün­ter Rehak, frü­her Lis­te Wien, frü­her FPÖ- und noch frü­her SPÖ-Mit­glied, will auch sprechen.

Die DSSS ist die Nach­fol­ge­par­tei der im Jahr 2010 vom Obers­ten Ver­wal­tungs­ge­richt ver­bo­te­nen „Arbei­ter­par­tei“ (DS) von Tomas Van­das. 2008 hat­te die DS am 17. Novem­ber gemein­sam mit „Narod­ni Odpor“ unter dem Mot­to „Schluss mit den Samt­hand­schu­hen“ zu einer Kund­ge­bung in Lit­vi­nov auf­ge­ru­fen. 600 Neo­na­zis waren nach der Kund­ge­bung zu dem nahe­ge­le­ge­nen Roma-Dorf Janov auf­ge­bro­chen und konn­ten nur mit Mühe nach stun­den­lan­gen schwe­ren Aus­ein­an­der­set­zun­gen von 1000 Poli­zis­ten dar­an gehin­dert wer­den, die Roma-Sied­lung zu stürmen.

DSSS und ihre Vor­gän­ger­par­tei DS pfle­gen enge Bezie­hun­gen zur deut­schen und öster­rei­chi­schen Neo­na­zi-Sze­ne. Die Vor­feld­or­ga­ni­sa­ti­on „Narod­ni Odpor“, ver­gleich­bar mit den „Frei­en Kame­rad­schaf­ten“ in der BRD, hat­te so etwas wie einen Koope­ra­ti­ons­ver­trag mit „Alpen-Donau.Info“.

2009 war des­halb Gott­fried Küs­sel einer der Red­ner in Brno. Der sitzt aber mitt­ler­wei­le in U‑Haft. Viel­leicht haben er oder die Ver­an­stal­ter auch schon geahnt, dass ihn das Schick­sal (für Nazis: die „Nor­nen“) so hef­tig strei­fen wer­den? 2011 soll ihm jeden­falls Gün­ter Rehak namens der NVP (Natio­na­le Volks­par­tei) nach­fol­gen. Will er der Nach­fol­ger Küs­sels werden?

Neben Tomas Van­das sol­len auch Kat­rin Köh­ler (Ring Natio­na­ler Frau­en, NPD) und Robin Sie­ner spre­chen. Sie­ner ist ein Kapi­tel für sich. Der mehr­fach vor­be­straf­te NPD-Mann aus Cham bei Regens­burg (BRD) spricht für die Frei­en Natio­na­lis­ten Süd bzw. die NPD. Sie­ner ist zudem auch Mul­ti­funk­tio­när als Akti­vist der Kame­rad­schaft „Wider­stand Cham“ und von „Urd & Skult“.

Dass aus­ge­rech­net der alt­ba­cke­ne Minis­te­ri­al­rat und begna­de­te Rhe­to­ri­ker im Ruhe­stand Rehak die öster­rei­chi­sche Ver­tre­tung in Brno reprä­sen­tie­ren soll, mutet etwas selt­sam an, zeigt aller­dings auch, dass eini­ger­ma­ßen arti­ku­la­ti­ons­fä­hi­ges Per­so­nal knapp ist und es kaum ernst­haf­te Dif­fe­ren­zen zwi­schen Auto­no­men Natio­na­lis­ten, Frei­en Kame­rad­schaf­ten und HIt­le­ris­ten a la Küs­sel geben dürf­te. In Brno/Brünn hat sich eine Initia­ti­ve for­miert, die für eine gewalt­lo­se Blo­cka­de des Nazi-Auf­mar­sches mobilisiert.

Nazi-Pro­vo­ka­tio­nen wer­den aber am 1. Mai nicht nur in Brno, son­dern auch in meh­re­ren deut­schen Städ­ten statt­fin­den. Öster­rei­chi­sche Neo­na­zis sind – je nach geo­gra­phi­scher Her­kunft – in Brno und in Heil­bronn zu erwarten.